Dienstag, 8. Juli 2014

Temperatur-angepasstes Marathon-Tempo-Intervall

Am Morgen ist es hier in Lappland manchmal absolut windstill, kein Wölkchen am Himmel, nicht der leiseste Hauch, der die Wasseroberflächen kräuseln könnte, sogar der Fluss liegt da, als ob er zu blankem Schwarzeis gefroren wäre. Doch es ist nicht Winter - nein im Gegenteil - schwülwarmer Hochsommer! Die Temperatur ist in der "Nacht" nur knapp unter 20° gesunken und steigt nun rapide. Zum ersten Mal spare ich mir sogar die Socken zum Laufen! Trotz der ungewöhnlichen Wärme haben wir uns Marathon-Tempo-Intervalle vorgenommen, doch wir wollen es geruhsam angehen lassen.



Den nackten Füssen gefällt es in den On Clouds, herrlich, dass sich wieder einmal das Gefühl einstellt, auf Wolken zu schweben. Das erste Intervall durch den letzten Weiler vor einem kilometerlangen Waldstück ist schneller als geplant geschafft.





Auf einer langen, sanft ansteigenden Gerade beginnt der zweite Tempo-Abschnitt. Der Schatten der Bäume erleichtert uns das Laufen so sehr, dass wir mit Leichtigkeit noch ein Stück schneller werden.
In der Pause muss ich mehrere Stopps einlegen, die Spiegelungen im See Lilltanträsk sind so perfekt, faszinierend und einmalig.






Der letzte Aussichtspunkt, den wir ansteuern liegt auf einem kleinen Felsrücken. Er ist so malerisch, dass jemand gar eine kleine Feuerstelle eingerichtet hat. Hierhin müsste man zum Picknicken zurückkehren!
Während ich knipse streift Andi umher und macht dabei einen gruseligen Fund, der uns die Lust auf einen Imbiss auf dem Felsen am See nimmt! Am Fuss des grossen Steinblockes gibt es einen Elch-Friedhof im Wasser! Ob hier nach der Herbst-Jagd einfach die Schlacht-Abfälle über die Kante gekippt wurden?






Ob es das mulmige Gefühl von "nichts wie weg" ist, das uns auf Etappe drei gleich um 15 Sekunden/Kilometer beschleunigen lässt? Ein putzmunteres Reh lenkt uns zwar vom Schauer-Bild ab, und auch die Vegetation hat ein neues Bild bereit, sie wandelt sich zur Moorlandschaft.





Intervall vier führt ebenso zügig über die lange, bucklige Waldgerade - 


auf dem letzten Abschnitt lassen wir unsere Beine einfach ausgelassen laufen und schlagen darauf direkt den Weg zum Badeplatz ein. Gibt es etwas Schöneres, als nach einem Schweiss treibenden Training direkt ins Wasser zu springen? Heute kann der Umeälven bestimmt schon mit der Aare konkurrieren! 




Am Nachmittag bringen wir unser gestern begonnenes "Alternativ-Kraft-und-Ausdauer-Training" zu Ende: graben - malen - Betonplatten schleppen und verlegen - einen halben Kubikmeter Kies schaufeln und in 20 Wäschekorb-Füllungen zum Ziel bugsieren. Dieses Programm fordert bei 30° deutlich mehr Schweisstropfen als das Lauftraining, und ein weiteres Bad im Fluss ist nötig.





Das erste Abendbrot vom Birkenfeuer schmeckt schliesslich doppelt gut.

5 x 2000 m Marathon-Tempo-Intervalle 4:51.7 Min./km / Puls 151.5
1. 2000 m / 5:10 Min./km / Puls 142
2. 2000 m / 5:02 Min./km / Puls 150
3. 2000 m / 4:43 Min./km / Puls 152
4. 2000 m / 4:44 Min./km / Puls 156
5. 2000 m / 4:38 Min./km / Puls 157
in 17.3 km 5:17 Min./km / Puls 141
+/- 90 hm / 20-26° schön, heiss, praktisch windstill
Track http://connect.garmin.com/activity/537048413

Sonntag, 6. Juli 2014

Aussicht auf Aussicht

Länger als drei Stunden verbirgt sich die Sonne hier auf gut 64° nördlicher Breite nicht hinter dem Horizont. Dabei wird es nur ganz leicht dämmerig. Kurz nach sechs Uhr sind wir trotz kurzer "Nacht" überzeugt, ausgeschlafen zu haben. Im Schatten ist es schon 16° warm - Tendenz stark steigend - also nichts wie los zum Longrun! 


Wir stellen uns vor, zum See Lycksträsk und zurück zu laufen. Auf den ersten Kilometern sind die Beine jedoch so müde vom langen Hügellauf, dass wir zweifeln, ob wir diese 30 Kilometer heute schaffen können.


Die Umgebung lenkt vom schwerfälligen Laufgefühl ab, und es zieht uns einfach vorwärts - schneller sogar als geplant. Wir gucken in die gepflegten und doch wilden Vorgärten der traditionellen Häuser. Die Wärme, die stechende Morgensonne, der blaue Himmel mit der Schäfchenwolken-Herde und die tausenden Nuancen von Grün spenden uns mehr Energie, als es kostet, die Füsse zu überreden, uns die heutige Sightseeingtour zu ermöglichen.


Sieben Kilometer sind bewältigt, da markiert der Funkmast auf dem "Berg" in der Ferne unseren Wendepunkt. Bis zu dessen Fuss wollen wir laufen.

Jetzt geht es stets dem Wasser entlang. Mal ist es glatt wie ein Spiegel. Doch meist raschelt und säuselt der Südwind in den Birkenblättern. Er treibt kleine Wellen vor sich her, die an die Sandstrände plätschern und er schaukelt das frisch ergrünte Schilfgras. Die Sommerwärme lässt den Wald herb nach Harz duften, die Luft ist frisch und rein - hier tief durchzuatmen ist eine Wohltat, und wir sehnen nicht mehr jeden Kilometer herbei.




Als die Garmins 14.5 Kilometer anzeigen, entdecken wir einen Schotterweg der wohl zum Funkmast auf dem "Ulriksdalsberget" abzweigt. Spontan folgen wir der möglichen Aussicht auf Aussicht.


Es geht ruppig bergan auf einer von Holz-Vollerntern malträtierten Piste. Doch dank deren kürzlichem Wirken dürfen wir bald 100 Höhenmeter über dem See Rundumsicht geniessen.



Rollende, bewaldete Hügel so weit das Auge reicht und dazwischen tiefblau glänzende, kristallklare, mit geheimnissvoll bräunlichem Wasser gefüllte Seen und Flussarme!





Der erste Kilometer des Heimwegs ist dank des "Abstiegs" geschenkt. Darauf bremst uns der Südwind, es wird sehr schnell heiss und unser Wasservorrat geht zur Neige!



Beim Abstecher über den gut besetzten Campingplatz in Lycksele finden wir glücklicherweise einen Aussenwasserhahn, an dem wir unsere Trinkflaschen auffüllen können. Weit reicht das kühle Nass aber nicht. Die letzte Viertelstunde wird hart. Eine winzige Wurzel reicht aus, mir "ein Bein zu stellen", ich falle wie ein Brett und verletzte mich auf dem weichen Waldweg zum Glück nicht.


Am Nachmittag gönnen wir unseren heiss gelaufenen Muskeln eine Abkühlung. Gestern hatten wir erst Lust die Füsse zu baden. Jetzt ist das Wasser an seichten Stellen schon so warm, dass wir mutig ein paar Schwimmzüge wagen.



31.1 km Longrun 5:36 Min./km / Puls 138
+/- 190 hm / 16-22° schön, leichter SE-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/535425186

Samstag, 5. Juli 2014

Reisen - Rennen - Rasten

Wir sind wieder in unserer zweiten Heimat gelandet und schätzen uns überglücklich, dass gestern der Hochsommer hier angekommen ist, nachdem es am Mittsommertag ebenso kalt gewesen war wie an Weihnachten ...

 
Anflug auf Lycksele, die Stadt in Lappland.


Keine 500 Meter trennen das Stadtzentrum vom Fluss Umeälven.


Nach dem Einkaufen machen wir uns auf zum "Badeplatz-Test".



Die Wassertemperatur reicht vorerst wohl erst zum Kneipen!


Auf einem verträumten Trail mit hüfthoher, blumiger Vegetation (und ein paar Brennesseln) geht es von einem kleinen, einsamen Sandstrand zum nächsten. Der Pfad führt auf dem Winterweg weiter durch den Wald, in dem die Spuren der Winterstürme noch  allgegenwärtig sind.





Der öffentliche Badestrand an der kreisrunden Bucht des Umeälven ist beim starken, warmen, föhnartigen Südwind, der heute bläst, der windgeschützteste.  


Zum Nachtessen und Rasten können wir uns viel Zeit lassen, da es bis zum Sonnenuntergang noch vier Stunden dauert, obwohl wir uns erst um halb acht hinsetzen. Wenn da nur der Schlaf nicht zu kurz kommt ...

7.2 km Jogging 5:52 Min./km / Puls 125
+/- 45 hm / 26° schön, starker SE-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/535023417

Donnerstag, 3. Juli 2014

Hügeliger Abend-Longrun

Dicker, hartnäckiger, herbstlicher Hochnebel legt heute seinen Grauschleier über die Landschaft, und es dauert bis nach dem Mittag, bis die Hochsommer-Sonne sich durchgesetzt hat. Darauf wirkt die Luft glasklar, wie frisch gewaschen, und die Fernsicht ist aussergewöhnlich.
Wir sind noch uneinig, was das Ziel unseres gegenwärtigen Trainings anbelangt - ausser dem 1/4-Marathon haben wir in Nordschweden auch einen Berglauf ins "Fjäll" entdeckt. So nutzen wir diesen traumhaften Sommerabend dazu, uns mit Hügeln anzufreunden.


Sieben Hügelrücken müssen wir überqueren, wenn wir direkt nach Norden Richtung Büren an der Aare und zurück laufen. Jeder bietet ca. 60 Höhenmeter. Nummer eins ist bereits nach zwei Kilometern und der Durchquerung des Breitholz-Waldes geschafft. Mit Aussicht auf Wenig, den nächsten Hügel und den Jura rollen wir ins Limpachtal hinunter.


Genau vier Kilometer von zuhause entfernt queren wir die Nachtmarathon-Strecke, bevor es auf der Alten Bernstrase durch den Oberholz-Wald erneut aufwärts geht. Das Lichtspiel unter dem Blätterdach ist wunderschön und der Schatten tut wohl. 



Nach Hügel Nummer zwei breitet sich die Jurakette vor uns aus, der Chasseral mit seinem Sendemast ist zu sehen, und hinter dem bewaldeten "Städtiberg" ist das Aare-Tal und Büren zu erahnen. Die Sommerhitze schlägt uns entgegen, das Getreide knackt in der Wärme, Grillen zirpen, und ich freue mich auf den nächsten Brunnen.


Im "Chilchenholz" überqueren wir den dritten Hügel. Nun wird unser Weg zum Trail, und die Bremsen freuen sich über unseren Besuch. 



Nach der Durchquerung des Dickichts vergewissern wir uns, keine Zecken eingefangen zu haben und geniessen die Aussicht auf den "Eichwald" und die Grenchenberge.



Auf dem schmalsten Wegstück, einem steilen Treppenweg, kommt uns wenig später die Laufgruppe von Büren entgegen. Eine letzter kleiner Buckel im Gelände - Grenchen und damit der Boden des Aare-Tals scheinen noch so fern -  


doch wenige Minuten später traben wir bereits durch das lichtdurchflutete Städtchen von Büren und ein paar flache Meter dem Fluss entlang, der etwas Kühlung abstrahlt. 



Unsere Beine sind schon ziemlich müde, und wir sind völlig verschwitzt. Der Brunnen bei der Holzbrücke kommt wie gerufen. Wir benetzen uns gründlich und füllen die Trinkflaschen auf, dann fühlen wir uns mehr schlecht als recht gerüstet für den an Höhenmetern reicheren Heimweg.


Wir schlagen den selben Weg ein. Wo es auf dem Hinweg abwärts ging, heisst es nun schnaufen. Der Wanderpfad durch den Eichwald und das Chilchenholz ist herrlich schattig, lauschig und verschlungen, und wir finden sogar ein Weidenröschen.



Langsam aber sicher laufen unsere Energiespeicher beim Überwinden des fünften Anstieges leer. Unsere Mühe wird jedoch belohnt. Ein Panorama ist schöner als das nächste! Wir erreichen wieder den Rand des Limpachtals und treten wie aus einem Tor aus dem Wald hinaus, da verschlägt uns die Sicht auf die Alpen - die berühmten Schneeriesen Eiger, Mönch und Jungfrau - fast den Atem.



Das Dreigestirn erhebt sich hinter unserem Hindernis Nummer sechs mäjestätisch in den wolkenlosen Sommerhimmel. 


Die letzten eineinhalb Kilometer führen auf einer Rampe unser Dorf hinan. Mein Herz hämmert mittlerweile mit 160 Schlägen, und wir sind froh, dass wir es bald geschafft haben. Doch das war einer unserer aller schönsten langen Läufe! 

24.4 km Hügel-Longrun 5:50 Min./km / Puls 141
+/- 420 hm / 26° schön, schwülheiss, leichter NNO-Wind

Dienstag, 1. Juli 2014

Etwas eingerostet

Ganze acht Monate lang bin ich keine 1000-Meter-Intervalle mehr gelaufen. Da wir in den Ferien wahrscheinlich zum Spass an einem 1/4-Marathon teilnehmen werden, wurde es Zeit, die Beine aus dem Longrun-Trott wach zu rütteln.

Richtig munter bin ich noch nicht, als ich zum ersten 1000er starte, da ich früh um sechs Uhr direkt aus dem Bett in die Laufschuhe gestiegen war. Trotz zwei Kilometer einlaufen bleibt mein Laufstil nach dem Beschleunigen eckig. Es geht auf dem "Roggenacher" ganz sanft aufwärts der Morgensonne entgegen, die grell vom stahlblauen Himmel scheint. Ich laufe nach Gefühl und vermeide es auf die Uhr zu schauen. Eigentlich ist der erwachende Morgen viel zu schade zum Hetzen! An jeder Granne der Gersten-Ähren hängt ein glitzernder Tautropfen, die Lerchen singen und die Schwalben ziehen ihre Kreise dicht über den Feldern. Dass ich ganze 4:34 Minuten bis ans andere Ende unserer Trainings-Ebene brauchen würde, hatte ich nicht erwartet ...


Ich gönne mir eine lange Pause von mehr als einem Kilometer, dann geht es mit der Sonne im Rücken auf dem selben Weg zurück. Die kalte Morgenluft ist so klar, die Fernsicht so fantastisch, dass sich am Jura-Rücken jedes Felsband, jeder Wald, jede Siedlung genau abzeichnet. Jetzt rollt es deutlich besser!

Die zweite Hälfte verläuft genau gleich. Der dritte Kilometer fühlt sich mühsam an und der letzte, der sanft abwärts verläuft wird der schnellste. Bis an die Grenze gehen will ich nicht, eigentlich ist die Regenerations-Phase vom Nachtmarathon erst am Freitag abgeschlossen.
Beim Auslaufen bin ich ganz zufrieden mit diesem Anlauf, wieder etwas Effizienz in den Laufstil zu bringen.

4 x 1000 m Intervalle 4:25 Min./km / Puls 157.7
1. 1000 m 4:34 Min/km / Puls 155 (leicht aufwärts)
2. 1000 m 4:17 Min./km / Puls 155 (leicht abwärts )
3. 1000 m 4:34 Min./km / Puls 160 (leicht aufwärts)
4. 1000 m 4:14 Min./km / Puls 161 (leicht abwärts)
in 11.2 km 5:27 Min/km / Puls 132
+/- 95 hm / 11° schön, leichter NNW-Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/532145853