Dienstag, 13. Mai 2014

Wettlauf verloren

Bei Sonnenschein schlüpfe ich in die Laufschuhe, das Licht ist verdächtig stechend und grell, über dem Jura ballt sich eine kohlrabenschwarze Wolkenmasse zusammen, und ich hoffe den Wettlauf gegen den Regen zu gewinnen. Nach zwölf Minuten habe ich im Nachbardorf die Laufrichtung gewechselt und eine kleine Anhöhe erklettert, da präsentiert sich diese Aussicht:


Es sieht aus, als ob die mächtige Wolke ihre Last in weiter Ferne fallen lassen würde. Dort wo ich hin will ist es noch hell.
Gut fünf Kilometer bin ich gelaufen, da lösen sich die ersten Regentropfen aus den nun dicht über die Felder segelnden Wolkenballen. Beim Blick zurück ist am Horizont Sonnenschein zu sehen, so erwarte ich nicht viel mehr als eine kurze Dusche.



Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, gehen heftige, eiskalte Schauer nieder, T-Shirt, Ärmlinge und kurze Hosen sind sofort durchtränkt, die Kälte brennt auf der Haut und dringt innerhalb von Minuten bis in die Knochen. Noch bevor ich einen Kilometer später den Heimweg antrete, habe ich das Gefühl Schlüsselbeine und Rippen würden gleich zerspringen wie unter Spannung stehendes Glas, die Hände sind mittlerweile gefühllos geworden.

Auf dem Heimweg habe ich Rückenwind, so scheint die Kälte etwas weniger beissend. Nun mischen sich aber Millionen von Hirsekorn-grossen Hagelkörnern unter die Regentropfen. Sie malträtieren die krebsrote Haut, als ob sie spitze Nadeln wären. Neue Schauer kommen hinzu, die Füsse schwimmen in den Schuhen, und die Minuten vergehen quälend langsam bis ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich tropfend und zitternd zuhause auf der Fussmatte stehe.

Glücklicherweise ist unser Tochter zuhause am Lernen für die anstehenden Matura-Prüfungen und kann mich aus Schuhen und Trinkgurt befreien. Die Hände sind völlig kraftlos die Feinmotorik versagt. Ich hätte Schnürsenkel und Gürtelschnalle nicht selber öffnen können. 
Es dauert trotz warmer Dusche, reichlich Ingwertee-Genuss und einer warmen Mahlzeit (die ich glücklicherweise vor dem Training in den Ofen geschoben hotte) drei Stunden, bis die blauen Lippen verschwinden und die Kälte aus dem Körper weicht. 
So kalt war mir in meinem ganzen Leben noch nie - nicht mal beim Trainieren in Lappland bei weniger als -20 Grad! Hoffentlich bleibt dies ein "once in a lifetime" Erlebnis!

12.1 km lockerer Lauf 5:41 Min./km / Puls 131
+/- 85 hm / 11-6° bedeckt bis Regenschauer + Hagel, leichter Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/498680881

4 Kommentare:

  1. Haha !
    Warum kommt mir das so bekannt vor ?
    Weil ich Gleiches just erlebt habe
    nur in anderer Umgebung
    aber die Sonne kommt hier immer wieder retour
    bei uns 8 °
    gefühlte 4
    wegen des eisigen Windes ! ;)

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    1. Hallo Margitta
      Das beruhigt mich nun aber, dass auch du von Regenschauern überrascht wirst. Als erfahrene "Ultra-Füchsin" wirst du jedoch kaum bei einem drohendnen Temperatursturz ohne Wind- und Regeschutz durch die Gegend rennen ;-)
      Liebe Grüsse Marianne

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  2. Hallo Marianne,
    ja das ist dann aber die Art Naturgewalten, die man sich lieber aus dem schützenden Haus heraus anschaut... Ich denke dennoch, dass die Wahrscheinlichkeit, so etwas nochmals zu erleben, eher gering ist. Falls es Dich doch nochmals erwischt solltest Du in Erwägung ziehen, mit Deinem "Glück" mal Lotto zu spielen ;-)
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Hallo Elke
      Zurzeit geht einiges ab hier über der Schweiz!
      Die Wolken türmen sich zu gigantischen Blumenkohl-Gebilden, und strahlender Sonnenschein wechselt mit Hagel-Gewittern. Darauf wallt Nebel über die Landschaft. Ja, das Schauspiel ist schon aus dem Wohnzimmerfenster betrachtet eindrücklich!
      Heute hätte es mich / uns beinahe noch einmal erwischt. Glücklicherweise hielt die Riesen-Gewitterwolke genau bis zur letzten Minute des lätti runners Training dicht! Diesmal hätte ich die Regenjacke dabei gehabt. Ob ich doch mal einen Lotto-Schein kaufen sollte?
      Liebe Grüsse
      Marianne

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