Samstag, 22. Februar 2014

Laufrevier-Grenzen ausdehnen

Das unterhaltsame Longrun-Erlebnis vom letzten Sonntag spornt uns an, zuhause auf Entdeckungstour zu gehen und mehr über die Umgebung zu erfahren.

Diesmal wählen wir keine höhenmeter-optimierte Route. Wir wohnen auf der leicht nach Westen geneigten Hochfläche des Rapperswiler Plateaus. Der Rohnegletscher hat nach der Eiszeit eine hügelige Moränenlandschaft zurückgelassen. Wenn wir beim Trainieren nicht den Höhenlinien folgen, müssen wir uns welligem Profil stellen.



Zuerst geht es zur Brücke über den tiefen Graben des Buechbaches hinunter und ebenso hochprozentig nach Vogelsang hinan. Rundum wird der kleine Weiler idyllisch von Wald umgebenen. Dass es dafür einen Fachbegriff gibt, war uns nicht bewusst - Vogelsang ist eine Rodungsinsel. 



Wenig später haben wir in Zimlisberg 60 Höhenmeter gesammelt. Die Aussicht über das Limpachtal bis zum Jura ist fantastisch, die Sonne wärmt herrlich, wir sehen die erste Lerche dieses "Frühlings" auffliegen und hören sie lange im Steigflug jubilieren. Kann Laufen schöner sein?



Im Tal angelangt, geht es über eine halbe Stunde lang absolut schnurgerade und flach dem Limpach entlang. Seit der Melioration ist der Nebenfluss der Emme kanalisiert, das frühere Sumpfgebiet zwischen Bucheggberg und dem Rapperswiler Plateau, in dem Torf gestochen wurde, ist nun Kulturland. 



Kurz verlassen wir den Kanton Bern, rennen auf Solothurner Gebiet und ziehen an Oberramsern vorbei. Im Strassendörfchen am Südfuss des Bucheggbergs läuft man ins Ziel des Nachtmarathons der Bieler Lauftage. Die 100 Kilometer-Läufer queren hier das breite Tal, um übers Rapperswiler-Plateau zu klettern und Kurs auf Jegenstorf zu nehmen.



Wir folgen dem Limpach, der vor hunderten von Jahren Linbach genannt wurde - der mit Linden bestandene Bach. Prächtige Birken und uralte Linden sind die grösste Attraktion am begradigten Flusslauf. Ein ganzer Chor von Lerchen singt über den noch brach liegenden Äckern, der aufkommende Westwind schiebt uns, und wir haben Mühe unser Bonus-Sekunden-Konto nicht zu gross werden zu lassen.



Das Dorf, das den selben Namen wie der Fluss trägt - Limpach, weist uns den Weg aus dem Tal hinaus. Der anstrengende Anstieg bändigt unser Tempo schnell. Und als wir zurückblicken, ist die kleine Ortschaft, die sich an den Rand des Plateaus duckt, bereits nicht mehr zu sehen.



70 Höhenmeter über dem Limpachtal schlägt uns auf dem "Pass" hinüber nach Büren zum Hof eiskalter Wind entgegen.



Das nächste Zwischenziel ist nicht einfach zu finden. Mehrmals müssen wir anhalten und schlotternd die kleine Radweg-Karten-Kopie zu lesen versuchen.



Schliesslich gelangen wir nach ein paar Zusatzkurven nach Buechhof. Die Dächer dieser Siedlung schimmern jeweils durch den Waldrand, wenn wir bei 30-32 Kilometer Longruns den Wendepunkt im Hambüelwald erreichen. 
Seit 10 Jahren drehen wir oft die selbe geliebte Runde und hatten uns jedesmal gefragt, was jenseits dieser Wendestrecke liege...



Die Bieler-100er-Teilnehmer laufen hier nach etwa 45 zurückgelegten Kilometern geradeaus. Wir biegen nach rechts ab und stellen etwas beunruhigt fest, dass es auf der üblichen Strecke noch 14 Kilometer weit bis nach Hause ist. Die Garmin hat schon über 20 km auf dem Zähler, und wir hatten nur deren 25 geplant.
Nun heisst es möglichst direkte Abkürzungen zu finden - und diese werden wellig sein!


Ein kurzes Stück bietet ein Hügel Windschatten. Die Sonne hat die Waldameisen bereits geweckt, sie sind schon eifrig am krabbeln.




Bei einem alten Stöckli tanken wir Wasser auf. Dann stemmen wir uns gegen den Wind, nehmen die letzten Moränen-Hügel in Angriff und versuchen uns nicht in kaum bekannten Wäldern zu verirren.



Es gelingt ganze sechs Kilometer einzusparen. Der eindrückliche Lauf über unsere Revier-Grenzen hinaus ist nach 28 Kilometern geschafft. Aber er zeigt mir meine Grenzen auf. Kreuz und Muskelansätze der hinteren Oberschenkel reagierten auf dem letzten Drittel wieder empfindich auf Schläge. Wo ist das gute Dubai-Marathon-Laufgefühl geblieben?!

28.1 km Longrun 5:35 Min./km / Puls 143
+/- 295 hm / 4° sonnig bis wolkig, zunehmender Westwind
Track http://connect.garmin.com/activity/449134103

4 Kommentare:

  1. Herrliche Bilder
    genauso einen schönen Tag gab es auch bei uns
    viele Kilometer weit weg von euch
    auch ich bin gestern drei Kilometer weiter gelaufen als ihr
    und spürte auch empfindlich meinen Körper
    aber wir müssen positiv denken
    optimistisch sein
    und bleiben
    vielleicht müssen wir auch ab und an zweifeln
    damit wir nicht leichtsinnig werden ????

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    1. Schön hat sich die graue Wolkendecke grossflächig aus dem Staub gemacht und konntest du auch einen frühlingshaften Tag geniessen!
      Ja, das Zweifeln und Hinterfragen sollte dazugehören.
      Besonders wenn es gut läuft!
      Dein langer Longrun gestern, mein genialer Marathon vor kaum einem Monat - gerne würden wir dies so bald als möglich wieder erleben ;-)
      Aber so einfach ist das nicht.
      Schnell tritt man beim Training neben den "Grat".
      Und auf Übermut folgen Irrwege und Umwege...
      Wünschen wir einander, dass wir das richtige Mass treffen ;-)
      Gruss Marianne

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  2. Hallo Marianne,
    dann habt ihr ja gestern auch wunderbar von dem tollen Laufwetter profitieren können! Schöne Eindrücke hast Du mitgebracht von Eurem neuen Revier. Habt ihr damit nicht eine neue Lieblingsstrecke gefunden?
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Hallo Elke
      Sonnenlicht zu tanken hat sehr gut getan. Die Bilder sehen aber frühlingshafter aus, als die Bedingungen des starken Windes wegen waren ;-)
      Das Limpachtal nutze ich ab und zu gerne für ein Training in flachem Terrain. Die angrenzenden Hügel bieten zwar wunderschöne, abwechselnde Aussicht auf den Jura und die Alpen. Leider habe ich aber keinen 4WD-Motor ;-) Lieber laufe ich so oft als möglich mit Tempomat und konstanter Drehzahl auf ebener Strecke.
      Liebe Grüsse
      Marianne

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