Dienstag, 11. Februar 2014

Zwölf Jahre

Vor genau zwölf Jahren sass ich strickend vor dem Fernseher und verfolgte gebannt die spannenden Reportagen aus Salt Lake City. Die Olympischen Winterspiele 2002 waren aus Schweizer Sicht vor allem geprägt von der Begeisterung über den überraschenden Doppelolympiasieg des Skispringers Simon Ammann. 

Während diese packenden Bilder über den Bildschirm flimmerten, wurde mir bewusst, dass mir in den vorangegangen 12 Jahren etwas abhanden gekommen war, das ich bis dahin kaum vermisst hatte - der Sport!


Drei Kinder hatten meinen Alltag mehr als ausgefüllt. Der Jüngste war 2002 dabei, dem Tragetuch zu entwachsen und hatte soeben in der Spielgruppe Fuss gefasst.
Und da sass ich nun - noch keine 40 Jahre alt, müde, wortwörtlich "etwas aus der Form" gekommen, und mein Rücken plagte mich so sehr, dass ich Mühe hatte, Socken anzuziehen...


Die Winter-Olympiade-Emotionen und der Glücksrausch der erfolgreichen Athleten waren wie ein belebender Windstoss, der einen schlummernden Funken zu neuem Leben erweckte.



Ein Zurück zum Rettungsschwimmen (Bild von der Schweizer Meisterschaft 1984), schien mir zu kompliziert. Die eben gewonnene, kurze Freiheit war beim Laufen am einfachsten auszukosten. Schuhe anziehen und ab in den Wald...

So wurde ich vor genau zwölf Jahren während der Winter-Olympiade zur Läuferin. Ich legte einfach los, planlos, mit der Hauruck-Methode und schnürte täglich die Schuhe, um eine 5 Kilometer-Runde zu drehen, obwohl ich mich in der Schulzeit und als Schwimmerin nie für's Laufen hatte begeistern können. Im Gegenteil, der "Langstreckenlauf" von 2 Kilometern schien am Schulsporttag jeweils kaum bewältigbar!

2002 erfüllten sich meine Erwartungen an das Laufen schnell. Das Gewicht purzelte und mein Rücken stabilisierte sich. Doch obwohl das Joggen bald zum unverzichtbaren Bestandteil im Alltag wurde, hätte ich damals schwören können, dass die Zeit für Wettkämpfe vorbei war... 

Während ich heute strickend und mit Herzklopfen die spannende Zusammenfassung von Dario Colognas atemberaubenden Skiathlon-Lauf zu Olympia-Gold verfolge, wird mir bewusst, wie viel mir das Laufen in den letzten 12 Jahren ermöglich hat. Am Anfang stand nur der Wunsch abzunehmen und wieder beweglich zu werden. Und heute habe ich vieles erreicht, das ich mir damals NIEMALS hätte vorstellen können!

Ich bin gespannt, wohin mein unter-Weg-s Sein mich in den nächsten 12 Jahren führen wird! 

Planlos laufe ich heute kaum mehr. In der dritten Regenerations-Woche nach dem Dubai Marathon sind wir dabei, den Wochenumfang wieder zu steigern und langsam aber stetig auf ein neues (Marathon)-Ziel zuzusteuern.
Ich habe mir heute einen etwas längeren Dauerlauf vorgenommen, diesen aber mit ! markiert, da man ja so kurz nach einem Marathon vorsichtig sein soll mit langen und schnellen Läufen...



Mit der elektrisierenden Olympia-Euphorie im Gepäck und den Dubai-Marathon-Schuhen an den Füssen wollen die Beine kaum gehorchen. Die ersten Frühlingsvorboten tun das ihre dazu, und der Anflug von Bauchgrippe, der den Kreislauf in den letzten 10 Tagen gefordert hatte, scheint auch bald überwunden.



Ich lasse es rollen, und der geplante lockere Lauf verwandelt sich in ein erstes zurückhaltendes Erlebnis-Marathon-Tempo-Training.



15.1 km Erlebnis-Marathon-Tempo 5:21 Min./km / Puls 143
+/- 135 hm / 7° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/443778490

6 Kommentare:

  1. 12 Jahre sind eine lange Zeit. Die erstmal so laufend zurückzulegen! Respekt! Und auch ein weiter so!

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    1. Das schönste ist, dass ich heute fitter bin als vor 12 Jahren!
      Ja, hoffentlich darf ich noch lange laufend unter-Weg-s sein ;-)

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  2. Hallo Marianne,
    eine schöne Hintergrundgeschichte, wie und warum Du zum Laufen gekommen bist. Wenn es ja die Sommer-Olympiade gewesen wäre, aber Winter ... und so nah an den Bergen, da hätte ja eigentlich Wintersport näher gelegen. Aber es ist genauso, wie Du schreibst, zum Laufen braucht man nur ein paar Schuhe und es kann von der eigenen Haustür losgehen!
    Man darf gespannt sein, wozu Dich eventuell die aktuellen Winterspiele inspirieren! Wo doch gerade wieder die Schweiz 2 Überraschungsmedaillen (Snowboard und Damenabfahrt) errungen hat! Und das macht es im Leben ja gerade so spannend. Oder hättest Du gelaubt, wenn Dir jemand vor 12 Jahren gesagt hätte, Du liefst Marathon in Dubai ...?
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Hallo Elke
      Ja, Laufen ist einfach am einfachsten - und genau deswegen liebe ich es auch so sehr! Laufen kann man überall - es ist herrlich, die Welt so zu erkunden.
      Ich bin selber gespannt wie der Rückblick auf mein (unser) Sporttreiben aussehen wird, wenn drei weitere Winter-Olympiaden Geschichte sein werden :-)
      Obwohl mich das Bild einer Marathon-Läuferin beim Durchlaufen des Brandenburger Tors in meinem ersten Laufbuch faszinierte, hätte ich in meinem ersten Laufjahr schwören können, dass ich nur der Gesundheit wegen joggen gehe und mich Wettkämpfe überhaupt nicht interessieren ;-)
      So oft kommt es doch anders, als man erwartet, und Leute denen man begegnet, oder Dinge die man liest oder sieht werden zu Wegweisern! Im meinem bisherigen Läuferleben gab es einige solche Schlüsselerlebnisse.
      Einen Marathon in Dubai hätte ich damals für ein verrücktes Märchen gehalten - genauso wie heute den Vasalauf...
      Doch schon vor diesen inspirierenden Winterspielen hatte ich mir vorgenommen, es beim nächsten Besuch im Norden mit Langlauf zu versuchen ;-)
      Liebe Grüsse
      Marianne

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  3. Schöner Rückblick auf dein Leben
    du hast dich genau richtig entschieden
    und wirst sicherlich nach 12 Jahren wieder eine Laufbilanz ziehen
    wer einmal infiziert ist
    hört nie mehr auf
    es sei denn
    er übernimmt sich
    ist verletzt
    oder hat überhaupt keine Lust merh
    viel Glück für die nächsten 12
    ich habe bald das Dreifache erreicht
    und bereue nichts !

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    1. Danke Margitta!
      Gerne würde ich einmal - wie du heute - auf das Dreifache an Laufjahren zurückschauen ;-)
      Zu deinem reichen Laufleben gratuliere ich dir von Herzen -
      an deiner umfassenden Erfahrung teilhaben zu dürfen ist eine grosse Inspiration.
      Sofern ich nicht dazu gezwungen werde, kann ich mir nicht vorstellen das Laufen wieder loszulassen ;-)
      Deine guten Wünsche nehme ich gerne mit ins nächste Dutzend Laufjahre - auch dir alles Gute!
      Liebe Grüsse
      Marianne


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