Sonntag, 2. März 2014

Im Tal des Hermelins

Zurzeit haben wir keine Bestzeiten-Ambitionen, trainieren zwar nach Plan, sehen unsere langen Läufe aber eher als abwechslungsreiche Streifzüge. Es macht Spass neue Wege zu suchen und unsere Wohn-Gegend genauer zu erkunden.

Obwohl der Nachmittag etwas Sonne verspricht, laufen wir los als unsere Teenager noch in den Federn liegen. In der Nacht hat es geregnet, Dunst schwebt über den Feldern. Eine düster-graue Wolkenschicht endet wie abgeschnitten vor dem Jura, während der frisch verschneite Chasseral herrlich von der Morgensonne beleuchtet wird.



Wir lassen uns von den Flurnamen Geschichten erzählen. Beim Korber-Eggen sassen früher wohl die Korbflechter. Hier trifft man sich heute gern zum Picknicken und "Bräteln".




Der Wander- und Radweg führt uns durch einen feuchten Wald. Moos bedeckt alte Baumstrünke, Pilze wachsen auf totem Holz. Im tiefen Länggengraben rauscht ein Bach. Nachdem wir beim Bockhubel ein paar Höhenmeter überwunden haben, queren wir den Weiler Burgsumpf und laufen durch Brunnental. Mit gratis Schwung geht's nach Messen hinunter und kreuz und quer über die Felder durch Eichholz ins Moos, um wie vor einer Woche ans Ufer des "mit Linden bestandenen Baches " Limpach zu gelangen.



Das Thema Wasser ist in den Landschaftsnamen allgegenwärtig, und ein grosser Gedenkstein erinnert bei Balm an die Trockenlegung des Limpachtals (1939-1951).



Endlich ein paar flache Kilometer! Die Beine laufen wieder mal zu flink obwohl sie sich müde anfühlen. Doch der On Cloud bewährt sich auch beim dritten Einsatz, obwohl ich den Eindruck habe, dass mich die minim geringere Sprengung fordere. 



Plötzlich bewegt sich in der Ferne etwas Weisses. Ein Papierfetzen im Wind? Nein, es muss ein Tier sein. Eine Möwe? Für einen hüpfeden Vogel sind die Bewegungen zu fliessend. Während wir dem Wesen, das sich an der Flussböschung tummelt näherkommen, flitzt es mal flink hopsend nach rechts, mal wieselnd nach links und richtet sich immer wieder abrupt zur vollen Grösse auf. Das etwa 20 Zentimeter lange, nervös wirkende Tierchen hat einen stromlinienförmigen, schneeweissen Körper und am kurzen Schwanz eine schwarze Quaste. Als wir ihm zu nahe kommen duckt es sich ins Gras, streckt noch einmal seinen Mini-Eisbären-Kopf mit den schwarzen Knopfaugen in die Höhe und ist sogleich verschwunden - wie vom Erdboden verschluckt. 



Den Unterschlupf können wir an der schrägen Uferböschung schnell finden. Das lebhafte Geschöpf zeigt sich aber nicht mehr. Wir ahnen, dass wir zum ersten Mal im Leben ein Hermelin entdeckt haben und sind darüber sehr erstaunt, haben wir doch die kleinen Marder bisher nur mit Mächtigen in Zusammenhang gebracht - Kaisern, Königen oder dem Papst - die als Sinnbild für Reinheit und Macht kostbare Hermelinmäntel aus dem weissen Winterfell der Hermeline trugen, die als besonderen Schmuck mit den schwarze Schwanzspitzen verziert waren. 




Meister Adebar ist auf der heutigen Tour das Pünktchen auf dem i. 



Das kleine Naturschutzgebiet Hindermoos gibt einen Einblick, wie das Limpachtal vor der Trockenlegung ausgesehen hat. 



70 Höhenmeter sind der Preis für unseren Ausflug ins Tal. Der Blick zurück ist faszinierend. Langsam zieht sich der eigenartige, graue "Wolken-Deckel" zurück. 




Auf dem letzten Kilometer sehen wir uns nach dem Sonntags-Brunch. Diese Tour war mit nüchternem Magen anspruchsvoll. Genau als wir vor unserer Haustüre ankommen, treffen uns die ersten Sonnenstrahlen. Die neuen Schuhe haben den ersten Longrun-Test bestanden. Nun bin ich neugierig, wie sie sich auch auf einer flachen Asphaltstrecke laufen lassen.



23.1 km Longrun 5:32 Min./km / Puls 139
+/- 185 hm / 3° bedeckt
Track http://connect.garmin.com/activity/453661797

Gestern
11.4 km lockerer Lauf 5:33 Min./km / Puls 131
+/- 70 hm / 6° bedeckt
Track http://connect.garmin.com/activity/453059267

2 Kommentare:

  1. Hallo Marianne,
    einen schönen Morgenlauf hattet Ihr, mit interessanten Begegnungen. Ich wusste gar nicht, dass Hermeline noch in freier Natur vorkommen. Der Himmel bot auch tolle Perspektiven. Eine solche Wolkenwand hatte ich vorgestern auch. Flur- und Ortsnamen, da erinnert auch vieles an früher... Und die neuen Schuhe scheinen sich ja weiter zu bewähren.
    Herzliche Grüße
    Elke

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    1. Hallo Elke
      Gut war der Lauf gestern so kurzweilig und spannend. Ganz von selbst vergehen die Kilometer noch nicht wieder. Das Hermelin ist offenbar gar nicht so selten, wie wir uns das vorstellten. Wo es viele Schermäuse gibt trifft man es offenbar noch recht häufig an. Wir hatten Glück, dass zurzeit kein Schnee liegt und die kleinen Marder dank dem schneeweissen Winterfell kaum zu übersehen sind.
      Liebe Grüsse
      Marianne

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