Freitag, 14. August 2015

Hurra, hurra, hurra, hurra - Jubileumsloppet Holmsund 2015

Mittwoch, 5. August
In Bern gibts die BEA, in St. Gallen die Olma und in Nordschweden die Nolia. Schlechtes Wetter ist aufgezogen, dies motiviert, den Weg nach Umeå unter die Räder zu nehmen und die grösste Messe Norrlands zu besuchen.
Zudem hat Hans, der Leiter der Läufergruppe des IFK Umeå, dem wir beim Run de Vindelälven zum ersten Mal begegnet waren, anlässlich seines runden Geburtstags zum abendlichen, karitativen 7 km-Fun-Run "Jubileumsloppet i Holmsund" geladen.


Zuerst gehts an die Nolia. Auf den ersten Blick scheint diese sich nicht von anderen grossen Messen zu unterscheiden. Man schaut sich Campingmobile, Schwedenöfen, Gartenmöbel und -häuschen, Springbrunnen, Pools, Zierpflanzen, Haushaltgeräte und Massagesessel an, isst Zuckerwatte oder kauft Küchengeräte.
Doch besonders grossen Zulauf haben die Aussteller von Angler- und Jagd-Zubehör. Man schart sich um Schneemobile, Heim-Säge-Werke für den Blockhausbau, Aluminiumboote, Kanus, Räucher- und Grillkaten. Und wir sehen unzählige Stände mit funktioneller Outdoor-Bekleidung fürs Bergwandern, die Jagd, den Schlittenhunde- und Wintersport.
Typisch nordisch ist auch die Verpflegung - statt Hamburger gibt es Fladenbrot mit geräuchertem Rentierfleisch und Zimtschnecken zum Kaffee. 

Bevor die Beine vor Pflastermüdigkeit stöhnen, laden wir unsere Energiespeicher mit dieser Süssigkeit und reisen 20 Kilometer weiter nach Süden. An der Mündung des Umeälven ins Meer liegt Holmsund auf einer Halbinsel im Schärengarten von Umeå.

Auf dem Parkplatz der Finnen- bzw. Langlaufbahn haben sich bereits ein paar Sportler um zwei Klapptische geschart, und Beachflaggen markieren Start und Ziel des bevorstehenden Laufes.


Das Wiedersehen mit Hans und Agneta, den Bekannten vom Run de Vindelälven ist herzlich. Bevor der Hauptansturm auf die Startnummern beginnt, plaudern wir eine Weile, dann nimmt uns Agneta zum Einlaufen auf den nahen Naturtrail mit. 
Statt zum Meer gelangen wir an den See Väster-Långslädan, die Umgebung ist erstaunlich waldig und der Pfad von buckligen Felsen durchsetzt. Sollten wir uns ein weiteres Mal in der Topografie Schwedens getäuscht haben? Auf der Streckenskizze schien der Laufkurs auf konstant fünf müM zu liegen ...



Auf den letzten Einlauf-Metern sehen wir die Start- und Zielgerade. Auf jeden Fall ist der Kurs perfekt mit Kreidepfeilen markiert, Schilder mit der Aufschrift "Wettbewerb läuft", warnen die Autofahrer, und schöne goldene Medaillen liegen bereit.



Bevor es los geht, wird der Jubilar (Nr 17), wie es sich gehört, mit einem vierfachen Hurra geehrt. Und die Läuferschar besteht darauf, das typisch schwedische Geburtstagslied zu singen: "Ja, må han leva, ja, må han leva, ja må han leva uti hundrade år - javisst ska han leva ... uti hundrade år!" (Ja, möge er 100 Jahre leben, ja gewiss wird er 100 Jahre leben!).



Angestachelt durch die fröhliche Stimmung jagt das bunte, knapp 80 Teilnehmer zählende Feld nach dem Startschuss den zahlreich anwesenden Spitzenläufern hinterher. Hans liefert sich ein Rennen mit den beiden Läuferkollegen, die ihm vor genau 32 Jahren als 18 Jährige auf Rang 1 und 2 auf dem Podest der Juniorenmeisterschaften über 5'000 Meter Gesellschaft geleistet hatten. Und ich versuche, mich nicht zu sehr vom Strom mitreissen und Andi ziehen zu lassen.


Wie beim Einlaufen erahnt und befürchtet, hat der Wald auch hier die Landschaft fest im Griff, und der Lauf wird kein flacher "Strandspaziergang". Auf unserem Weg um "Lövöudden" (die Laub-Insel-Halbinsel) gilt es einige Felsbuckel zu überwinden, und die ersehnte Meer-Aussicht macht sich rar. Idyllisch ist die Gegend allemal. Auf beiden Seiten der schmalen Ringstrasse verstecken sich etwa 100 gepflegte (Ferien)-Häuschen in der üppigen Vegetation, Möwen kreischen und salzige Meerluft mischt sich mit dem harzig-feuchten Waldduft.


Ich bin positiv überrascht, dass meine Beine ohne Intervalltraining aus dem Langstreckentrott ausbrechen und eine 4:30er Pace leisten können. Nach den schnellen Startkilometern, versuche ich jedoch bis zum letzten Streckendrittel, die fremde Küstenlandschaft auf mich wirken zu lassen und Energie für die Aufwärtspassagen zurück zum Startbereich zu sparen. (Wegen der ungewohnten Pace, der späten Stunde und der Bewölkung sind leider keine scharfen Bilder gelungen ...)


So lange die Strecke flach oder abwärts verläuft, kann ich den jungen Mitläuferinnen einigermasse folgen, oder auch mal überholen. Beim Überqueren der Felsrücken habe ich aber keine Chance.


Intensive 7.4 Kilometer können ganz schön lang werden - welch ein Kampf im Vergleich mit einem Marathon! So bin ich erleichtert, als endlich die Streckenwärterin mit ihrer orangen Flagge in Sicht kommt, und ich den Weg über die steile Strassenböschung hinunter zum Plumpsklo und zum Kiesweg ins Ziel einschlagen kann.


Mit umgehängter Medaille loben alle bei "Saft" (Sirup) und Bananen den gelungen Lauf und bitten um eine Fortführung in den nächsten Jahren. Hans lief heute zwischen seinen damaligen Junioren-Kollegen ein, und auch Andi und ich sind zufrieden mit dem aussergewöhnlichen "Tempo-Training".

Die Favoriten nehmen einen Siegerpokal in Empfang, alle mit Startnummer-Endziffer 9 gewinnen einen Preis, und auch wir werden als "die am weitesten Angereisten" mit einem funktionalen T-Shirt bedacht.
Eine Rangliste gibt es nur für die ersten 10 Plätze - dass mein Name tags darauf darin auftaucht, hätte ich bei der starken Besetzung nicht erwartet.

7.4 km Jubileumsloppet 4:39 Min./km / Puls 165
+/- 50 hm, 18° bedeckt, leichter OSO-Wind

9. Frau
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/856217662


Wir kaufen Zutaten für reichhaltige Sandwiches ein und freuen uns, das dritte Ziel des Tages zu erreichen - auf der zweistündigen Heimfahrt einen Elch zu sehen!
Aufgrund der vorgerückten Stunde sind wir überzeugt, am Rande der einsamen Nebenwege endlich dem König der Wälder zu begegnen. Doch dieser versteckt sich wie immer zu gut ...


Donnerstag, 6. August
Eine Einkaufstour per Bike dient zur Regeneration. Wir radeln in die Stadt, um Kanuschwimmwesten zu kaufen. Andi schnallt sich diese zum Heimtransport um den Rucksack, worauf die Verkäuferin schmunzelnd meint, ob wir den schwedischen Sommer so schlimm und nass fänden, dass wir auch zum Radeln Schwimmwesten für nötig hielten?!



Tatsächlich ist es heute sehr gewittrig, die Spiegelungen auf dem Wasser aber auch so faszinierend, dass wir bestens mit Schwimmhilfen ausgerüstet noch einen Abstecher an den See Lycksträsk wagen.


Die Wolken halten dicht, bis wir fast zuhause sind. Nach kurzen, heftigen Niederschlägen wabbert Nebel über die Wiesen, und die Sonne kehrt rechtzeitig zurück, um einen bunten Sonnenuntergang zu zaubern.


30.3 km (Einkaufs-)Biketour 20.5 km/h / ohne Pulsgurt
+/- 140 hm / 21° gewittrig, leichter NNW-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/856933094

Freitag, 7. August
Langsam gehen die Ferien zu Ende. Ein lockerer Lauf über den Flusstrail von Tannsele muss noch sein.






So oft sind wir hier schon gelaufen, und doch scheinen uns einige Stellen, wie z.B. der winzige Kiesstrand, unbekannt.


Vor der Haustüre warten auch Überraschungen. Die Fliegenpilze müssen über Nacht aus dem Boden geschossen sein. Und erstmals können wir die Früchte der Allackerbeere kosten - sie schmecken zuckersüss aromatisch und präzis wie Zuckerwatte, sind aber leider noch seltener als die Moorbrombeeren.


14.3 km lockerer Lauf 5:48 Min./km / Puls 138
+/- 75 hm, 22° schön, leichter S-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/857702438


Samstag 8. August
Nun heisst es Abschied nehmen. Passend zum Reisetag drehen wir am Morgen noch eine Runde um den Flughafen.




8.1 km lockerer Lauf 5:46 Min./km / Puls 129
+/- 40 hm, 16°, leicht bedeckt, leichter WNW-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/858482700


Zurück in der Schweiz läuft es trotz nun gewöhnungsbedürftiger, schwüler Hitze zuerst recht gut. Beim 24 km-Sonntags-Longrun scheinen die Muskeln vom schnellen Fun-Run erholt. Den langen Lauf hätte ich jedoch nicht mit ungewohnten Schuhen laufen sollen!
Zwei Tage später plagen mich beim Laufen von der Lendenwirbelsäule ausgehende, ausstrahlende Schmerzen. 
Gerne ersetze ich ein Training durch einen Bike-Ausflug mit meiner Tochter zur IKEA, wodurch sich der eingeklemmte Nerv (?) so gut erholt, dass das sanfte Mitteltempo-Training heute schon wieder richtig Spass macht, und nun das Gefühl habe, wieder gut im Alltag gelandet zu sein.

Sonntag 9. August
24.1 km Longrun 5:50 Min./km / Puls 139
+/- 185 hm, 23° bedeckt, leichter W-Wind

Dienstag, 11. August
11.1 km lockerer Lauf 5:58 Min./km / Puls 134
+/- 85 hm, 30° schön, zügiger O-Wind


Donnerstag, 13. August
30.3 km Biketour + Ibex-Anhänger 20.5 km/h / Puls 106
+/- 240 hm, 24-30° schön, sanfter N-Wind


Freitag, 14. August
8 km sanftes Mitteltempo 5:21 Min./km / Puls 145
in 12.1 km 5:32 Min./km / Puls 140
+/- 100 hm, 20° Regen, sanfter SW-Wind

2 Kommentare:

  1. Liebe Marianne,
    zuerst dachte ich, nanu, sind sie immer noch in Schweden, bis ich die Datumsangaben wahrnahm... Aber ich glaube gern, dass Ihr sicherlich gern länger geblieben wärt.
    Solche Messen würde ich hier nie im Leben besuchen, aber in einem anderen Land sicher. Bestimmt ist es sehr spannend, die anderen Produkte und Waren zu sehen! Ja und danach noch einen 7-er-Lauf hinzulegen, wow! Das glaube ich gern, dass das ein Kampf war, ein Gehetze. Doch so als Abwechslung, warum nicht. Ist ja mal ein anderer Anreiz. Die Bilder finde ich gerade mit den leichten Unschärfen schon wieder künstlerisch schön. Etwas erstaunt war ich bei dem grauen Schwedenhaus. Das sieht so traurig aus, die sonstigen Farben dort oben sind doch viel schöner!
    Ach ja, und die wunderbare Landschaft dort oben .....
    Da war sicher der Wiedereintritt in die schweizer Atmosphäre ein Kontrast, nicht nur wettermäßig. Aber ja nun, es ist wie es ist.
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke
      Ja, so kurz waren schwedische Sommerferien noch nie. Wir wären gerne noch länger geblieben.
      Stimmt, zuhause zieht es mich auch nicht an Messen. Aber in Nordschweden, wo es auf dem Land nicht viele Geschäfte gibt, ist ein solcher Anlass sehr praktisch. Wir haben das Objekt unserer Begierde denn auch tatsächlich gefunden - ab jetzt wird in der warmen Jahreszeit gepaddelt.
      Der 7 km Lauf war speziell - ich glaube ich bin kein halbes Dutzend mal kürzer als 10 km gelaufen. Es ist wirklich nicht meine Distanz! Doch eine gute Gelegenheit eine neue Gegend zu entdecken und alte Bekannte zu treffen.
      Das grau gestrichene Haus wirkt am grauen Tag wirklich etwas düster - stellt man es sich bei strahlendem Wetter am glitzernden Meer vor, passt es wohl auch ganz gut in die Natur, und zu den grauen Felsen, genauso wie die bunten roten, gelben, blauen und grünen Holzhäuser.
      Der Alltag kam wirklich wieder wie eine Lawine, aber bis zu den Herbstferien ist es ja hoffentlich nicht mehr weit.
      Liebe Grüsse
      Marianne

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