Samstag, 31. Mai 2014

Im Schlaf ...

... finden wir uns nun auf der Nachtmarathon-Strecke zurecht. Wir wissen, wo der Anstieg nach Bellmund am steilsten ist und dass sich nach knapp 100 bewältigten Höhenmetern ein schöner Tiefblick zum Bielersee bietet, wenn man über die rechte Schulter schaut. Es bleibt nur zu hoffen, dass am Freitag dem 13. der Vollmond ungestört vom klaren Himmel scheinen darf.



Die Höhenmeter, welche man über zwei Kilometer erarbeitet hat, werden auf lediglich gut 1000 Metern wieder "vernichtet", und die Lust, ungebremst den Hügel hinunter zu stürmen, will im Zaum gehalten werden.


Nach ein paar hundert Metern sanftem Ausrollen wählen wir heute die richtigen Feldwege, um nach Kappelen zu gelangen. Ob dieser "See" bis zum grossen Tag noch verschwindet?


Blick zurück zum Übergang von Bellmund nach Jens.


Die Lerchen jubilieren im Steigflug über den Feldern, kühlender Nordwind säuselt bei den Weg-Kreuzungen im Blattwerk der Linden, lässt das Getreide wogen und hilft uns, locker voran zu kommen. Um nichts in der Welt möchten wir unsere langen Sonntags-Ausflüge zu Fuss missen!


Eine jungfräuliche (und noch etwas rutschige) Jura-Kies-Schicht bedeckt den Fahrweg, doch die Schlaglöcher, die sich gerne in Pfützen mit unbekannter Tiefe verwandeln, sind verschwunden.   



In Kappelen steht die "Nacht der Nächte" schon lange rot in der Agenda der Anwohner, und wir freuen uns auf die Volksfeststimmung am Streckenrand.


Die Halbmarathonis werden es in Aarberg bereits geschafft haben.


Auf dem Radweg unterqueren wir die Autobahn, treffen auf den starken Gegenwind und gelangen bald nach Lyss. Bunte, aufblasbare Bögen empfangen uns, doch sie gelten noch nicht den Läufern. Motorradfans gilt heute die Aufmerksamkeit.


Im Zentrum tanken wir Wasser und schlürfen fruchtige Gel-Energie, um uns für die zweite hügelige Passage zu wappnen. Die nächsten sechs Kilometer verlaufen in Wellen.


Nach wenigen hundert Metern durch eine "hohle Gasse" (deren blühendes Gras meine Nase definitiv schneller laufen lässt als die Beine), haben wir schon tüchtig an Höhe gewonnen. Eine kurze Pause, um die Distanz zu würdigen, die wir vor dem Frühstück bereits geschafft haben, dürfen wir uns nehmen. Jens, die durchquerten Gemüsefelder und Aarberg liegen schon beeindruckend weit zurück!



Auf dem Murgeliweg rollen wir durch den Wald in ein verträumtes Tälchen hinab. Unten angekommen, türmt sich das steilste Streckenstück vor uns auf - 35 Höhenmeter geht's auf nur 350 Metern nach Weingarten hoch, wo im Vorgarten eines Bauernhauses tatsächlich eine Wein-Staude wächst.




Uns freut vor allem das schaurig schöne, vielstimmige Husky-Geheul einer grossen Meute, die uns (oder den gleichzeitig ankommenden Postboten?) hier oben begrüsst.


Bis hierhin machen meine Muskeln erstaunlich gut mit, nachdem vor zwei Wochen vom Start weg Spannung vom Kreuz zur Hüfte hin zu spüren gewesen war und ich an den Hügeln kaum Kraft gehabt hatte.
Am Freitag war es meinem Physio offenbar gelungen, die Quelle des Übels zu finden. Ohne Triggerpunkte in den mittleren Gesässmuskeln läuft es sich deutlich besser! Erst nach der Halbmarathon-Marke ist eine Dehnpause nötig. Jetzt weiss ich woran ich arbeiten kann und hoffe, dass ich in zwei Wochen ohne Schmerzen bis ins Ziel kommen werde.



Das letzte Tal breitet sich vor uns aus. Die Bise weht stark, wie durch einen Windkanal und braust so laut um die Ohren, dass wir uns kaum noch unterhalten können. Wir sind auf den letzten sieben Kilometern stark gefordert, halten die Pace auf der welligen Strecke am Fuss des Bucheggbergs aber trotzdem. Das "Wind-Kraft-Training" nehmen wir als Kompensation für die an dieser Stelle im Trainingsplan vorgeschlagene Tempo-Erhöhung. 


Oberramsern kommt in Sicht, und wir freuen uns auf ein Morgenkaffee mit "Gipfeli". Doch das Restaurant Hirschen im kaum 100 Einwohner zählenden Strassendorf hat (dauerhaft?) zu. Auch wenn die Erwartung auf ein feines "Zmorge" enttäuscht wird, lassen wir uns die Freude über den besten unserer drei 32er in drei Wochen nicht nehmen.




32.2 km Longrun 5:35 Min./km / Puls 139
+/- 285 hm / 11° schön, kräftige "Bise"

Track http://connect.garmin.com/activity/510495082

Freitag, 30. Mai 2014

Nebel-kühles Morgenjogging

Von der Aare her kriechen Nebelschwaden die Täler hinan. Am pastellfarbenen Morgenhimmel "weidet" eine Riesen-Herde rosa Schäfchen-Wattewolken. Rehe und Füchse suchen wieder den Schutz des Waldes auf, und das Frühkonzert der Singvögel ist noch voll im Gange. An den Grannenhaaren der Gersten-Ähren hängen, funkelnden Diamanten gleich, Millionen von Tautropfen. Winzige Feuchtigkeitsperlen haben sich auch in die hauchzarten, zwischen den reifenden Rapsrispen gespannten Spinnennetze gesetzt. 



Der Morgen ist magisch und beflügelt uns mit seiner Frische. Es ist herrlich, die feuchte, kühle Morgenluft auf den nackten Armen und Beinen zu spüren. Die Tempo-Training Schwere weicht langsam, und der Respekt vor dem morgigen langen Longrun wird zu Vorfreude.


11.0 km Jogging 5:59 Min./km / Puls 122
+/- 90 hm / 10° leicht bedeckt bis neblig
Track http://connect.garmin.com/activity/509849071

Donnerstag, 29. Mai 2014

Leichte Nachwehen

Die 7 Stunden und 21 Minuten, die wir letztes Wochenende sportlich verbracht haben (56 Lauf- und 39 Bike-Kilometer), lassen sich nicht einfach unter den Teppich kehren und vergessen. Muskeln, Kreislauf und Kopf erinnern noch bei jedem Schritt daran und verrichten ihren Dienst nur unter leisem Murren. 

Eigentümlicherweise fühlt sich besonders die erste Hälfte des Mitteltempo-Blocks an, als ob jemand ständig an den Zügeln zerren würde. Bremst uns die seltsame Morgenstimmung? Die Sonne verbirgt sich hinter einem milchigen Wolkenschleier, die Landschaft wirkt im intensiv blendenden Gegenlicht annähernd wie eine Schwarz-Weiss-Aufnahme, und wir haben den Eindruck, gegen einen unsichtbaren Widerstand anzukämpfen.

Damit wir eine kräftezehrende steile Steigung vermeiden können, wenden wir schon nach neun Kilometern. Mit dem Licht im Rücken zu laufen ist eine Wohltat, wie eine Erlösung. Waren wir bis dahin meist schweigend (und ich auch ein bisschen grantelnd) gelaufen, so finden wir nun in ein Gespräch, das sich nicht nur ums Laufen dreht, und wir können uns über die Farbtupfer freuen, welche blaue Kornblumen und roter Mohn in die Raps- und Getreidefelder zaubern. 

Um auf den geplanten Umfang zu kommen, laufen wir auf dem flachsten Streckenstück eine Wendeschleife und stellen uns noch einmal dem irritierenden Morgenlicht. Die Pace sinkt sogleich um 10 Sekunden pro Kilometer - wirklich eigenartig!

Auf dem letzten Tempo-Kilometer steigt ein grosser Schwarm Stieglitze aus einer Wildwiese auf. Die bunten Finkenvögel fliegen, im Wellenflug lustig ihren eigenen Namen zwitschernd, davon. 
Wir sind froh, auslaufen zu dürfen. Training im Kasten, Puls ganz o.K., und die Pace wird auch wieder werden ...

15 km Mitteltempo 1:16:25 Stunden / 5:05.7 Min./km / Puls 150.5
in 20 km 5:16 Min./km / Puls 146
+/- 155 hm / 14° schön, leichter OSO Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/509213636

Dienstag
14.1 km lockerer Lauf 5:36 Min./km / Puls 133
+/- 90 hm / 16° leicht bedeckt bis schön
Track http://connect.garmin.com/activity/508215167

Montag
Lenka, die seit einem Jahr die lätti runners Laufgruppe bereichert, wird anlässlich der Bieler Lauftage ihren ersten Halbmarathon in Angriff nehmen. Gemeinsam schauen wir uns die Schlüsselstellen auf dem Weg von Biel nach Aarberg an. Ich komme nach dem kilometerreichen Wochenende ganz schön aus der Puste, als wir die lange Rampe von Port nach Bellmund hinan joggen. Auch auf den Feldwegen zwischen Jens und Kappelen stellt sich kein locker Rhythmus ein, während Lenka kaum zu bremsen ist und am liebsten schon heute im geplanten Wettkampftempo dahinrollen würde!

9.7 km Jogging 6:01 Min./km / Puls 131

+/- 100 hm / 13° bedeckt, leichter Nieselregen
Track http://connect.garmin.com/activity/507317921

Sonntag, 25. Mai 2014

Hyperaktives Wochenede

Eine Besorgung führt uns am Samstag früh über die Grenze nach Deutschland, und wir verlegen unser Training an den alten Rhein. 


Nur wenige hundert Meter neben der Autobahn A5 breitet sich auf der Höhe von Weil eine überraschend schöne Auenlandschaft aus. Und unsere Tour wird unerwartet informativ.


Zwischen der Hauptverkehrsader und dem alten Rheinarm werden Hochwasser-Auffangbecken für 28 Milliarden Tonnen Wasser geschaffen. Da und dort fliesst ein Überlauf direkt über den nahe am Fluss gelegenen Betriebsweg. Wir sind gezwungen auf den Rad-Fernwanderweg auszuweichen, wollen wir nicht nasse Füsse kriegen.


Die langen Geraden verlocken uns weiter zu laufen, als wir geplant hatten.


So gelangen wir zu den Isteiner Schwellen, wo der Fluss wild zwischen Kalksteinfelsen und Kiesinseln mäandert. Niemals hätte ich erwartet, dass ein Stück des Rheins so malerisch ungebändigt dahinfliesse. 




Der Rückweg flussaufwärts und der Sonne entgegen wird lang. Meine Beine sind noch so müde vom gestrigen schnelleren Lauf, dass mir vor dem Sonntag-Longrun zu grauen beginnt.


Zurück am Ausgangspunkt überqueren wir bei Märkt doch noch schnell das mächtige Wehr und lassen uns von der Gischt nass spritzen. Hier bietet sich nämlich die Möglichkeit, bis zum schiffbaren Hauptarm des Rheins ein paar Schritte auf französischem Boden zu laufen. 



Während uns entlang der naturgeschützten Ufervegetation unablässiges Zwitschern von Teichrohrsängern, Rotkehlchen und Girlitzen begleitet hatte, schwimmen direkt beim Wehr zwei hübsche indische Streifengänse


12.5 km lockerer Lauf 5:47 Min./km / Puls 126
+/- 15 hm / 14° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/505768732

Den Sonntags-Longrun legen wir auf unserer Normalroute zurück. Es läuft zum Glück besser als erwartet, und das Wiedersehen mit dem Riesen-Eichhörnchen und dem Hambüel-Wald, den wir nur auf den längsten Läufen erreichen, macht Spass. Direkt in Jubel ausbrechen lassen uns diese 32 Kilometer aber nicht. 




Das letzte Drittel ist sehr anstrengend, und die Stopps zum Kühlen und Flaschen Auffüllen bei verschiedenen Brunnen sind willkommen.


Unser Lauf endet am Ende der Quartierstrasse beim Vorplatz unserer Freunde. Sie sind dabei ihre E-Bikes für den Ausflug zum "slowUp" bereit zu machen. Kaum haben wir ein paar Minuten durchgeatmet und geplaudert, keimt die Idee zum nächsten Abenteuer - slowUp, wir kommen - ein bisschen lockeres "Ausfahren" kann ja nicht schaden!

32.0 km Longrun 5:37 Min./km / Puls 139
+/- 225 hm / 16° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/506403665

Eine gute Stunde nach der Ankunft zuhause schwingen wir uns frisch geduscht, umgezogen und mit einem hastigen Brunch versorgt auf die Mountainbikes.  



Zwischen Solothurn und Schnottwil ist eine 46 Kilometer lange Strecke für den Verkehr gesperrt, und lädt zum Radeln, Skaten, Laufen, Handbiken etc. ein. 20'000 bewegungsfreudige Ausflügler sollen unterwegs sein. 


Wir wollen die 28 Kilometer lange Schlinge durch das Limpach- und Biberntal erkunden, welche rund um den Buecheggberg führt. In Balm bei Messen reihen wir uns in den erstaunlich dichten slowUp-Strom und fühlen uns fast ein bisschen an einen Lauf versetzt. Der erste Hügel macht aber ganz klar, dass bei diesem Event "slow" Trumpf ist!


Jedes Dorfzentrum hat sich in einen Festplatz verwandelt und lädt mit kulinarischen Köstlichkeiten, Musik, Hüpfburgen für die Kleinen, Veloservice-Stationen und vielen weiteren Attraktionen zum Verweilen ein. 


Absteigen und Schieben ist angesagt, um durch durch diese Stimmungsnester - wie hier in Schnottwil - zu kommen. 


Klein und Gross, Jung und Alt, Gelegenheitssportler und Profis erobern die landschaftlich sehr attraktive Strecke durch die ländliche, dünn besiedelte, malerische "Buechiberg"-Region.





Der Nordostwind pustet ganz schön kräftig durch das Biberntal, und die Jüngsten und die Skater sind froh um Unterstützung, wenn es aufwärts geht.



Nach der Hälfte der Buecheggberg-Umrundung hat sich der Radler-Strom verteilt, und wir wagen uns in Lüterkofen ins Getümmel der Rastenden. Ob wir nach der Pause unsere Räder wiederfinden werden?
Unsere E-bikenden Nachbarn warten hier auf uns. Bei Kaffee und frischen Erdbeeren lassen wir uns vom bunten, vorbeiziehenden Ausflügler-Strom unterhalten. Einer ist auf einem Rad à la Harley Davidson unterwegs, Hunde reisen im Veloanhänger mit, Rennkinderwagen werden skatend geschoben, und ein rasanter Rollskifahrer tut sich mit seinen langen Stöcken schwer beim Slalom-Fahren durch die Masse.

Schliesslich findet unser Ältester mit seiner Freundin trotz des Trubels zu uns, und wir nehmen zu sechst mit angenehmer Rückenwind-Unterstützung den Rest der Strecke unter die Räder.





Einmal mehr begeistert uns das Limpach-Tal, und wir hoffen, dass unser momentanes Training uns in weniger als drei Wochen hier in Oberramsern glücklich ins Ziel des Nachtmarathons führen werde.




Ein Dorf weiter schliesst sich in Balm der Kreis. Die Longrun-Schwere ist aus den Beinen gewichen, und wir haben Lust per Bike bis nach Hause zu fahren. Das erlaubt uns hoch über Messen einen Blick zurück zum Limpachtal und dem Buecheggberg, dessen Umrundung uns heute eine schöne neue Gegend hat entdecken lassen.


39.2 km Slow up um den Buecheggberg per Bike 18.9 km/h
+/- 325 hm / 19° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/506583595