Dieser Marathon ist in vielerlei Hinsicht ein Abenteuer. In den Wochen davor ist es ungewiss, ob der Schweizer Winter ein umfangreiches Training zulässt. Die Anreise ist weit, man überwindet drei Zeitzonen und landet in der Wüste, wo es auch im Winter sommerlich warm ist. Und vor Ort kann man sich kaum zurückhalten, mit allen Sinnen in diese exotische, sich auf der Überholspur bewegende, vor Menschen aus allen Kulturen wimmelnde Welt einzutauchen und die verschiedensten kulinarischen Köstlichkeiten zu geniessen.
Glücklicherweise scheinen zwei Tage Aufenthalt für die Akklimatisation gereicht zu haben, und meine Nervosität hält sich in Grenzen.
Am Freitag, welcher in der arabischen Welt der Sonntag ist, müssen wir früh aus den Federn. Der Start des Dubai Marathons ist bereits um 7 Uhr. Möglichst lange soll man von der angenehmen Morgentemperatur profitieren können.
Ausgeruht wie noch nie vor einem Marathon erwache ich um 4 Uhr bevor der Wecker klingelt. So früh gibt es im Hotel noch kein Frühstück, und wir verpflegen uns auf dem Zimmer. Es gibt mitgebrachte Hirseflocken und Rosinen sowie Cherrytomaten, einem Apfel, und etwas Truthahn-Aufschnitt aus dem Supermarkt der Dubai Mall und für Andi auch Käse- und Honigbrote.
Da wir kaum zwei Kilometer vom Startgelände weg wohnen, bleibt nach dem Essen noch viel Zeit. Wir legen uns wieder hin, und was ebenfalls neu für mich ist - ich schlafe sogar wieder ein!
Stockdunkel ist es noch, als wir 35 Minuten vor dem Start vors Hotel treten. Feuchter Nebel schleicht sich in die Stadt, und bis unsere Garmins die Satelitenverbindungen zustande gebracht haben, beginne ich mit den Zähnen zu klappern, obwohl 12 Grad nach den frostigen Januartagen in der Schweiz warm erscheinen sollten.
Auf dem grosszügigen Fussgängerweg entlang des runden Sheikh Mohammed Bin Rashid Boulevards um Downtown Dubai wollen wir bis zum Start einlaufen. Kurzes Traben muss vor unserem Sightseeing-Marathon jedoch reichen. Denn wir haben nicht mit dem Gedränge der 11'000 Zehn-Kilometer-Läufer gerechnet, welche gleichzeitig auf dem Weg zu ihrem Startsektor sind. Einen Moment haben wir Bedenken, ob wir den Eingang ins Marathon-Feld rechtzeitig finden, während wir uns zwischen festlich beleuchteten Palmen, Zuschauern, Begeleitern und Läufern aus aller Welt hindurchschlängeln.
Zehn Minuten bevor es los geht stehen wir doch an der richtigen Stelle und haben gar keine Zeit, vor dem Start noch nervös zu werden!
Km 1
Den Startschuss überhören wir. Plötzlich laufen die Marathonis vor uns los. Wir sind unterwegs, bevor wir uns dessen richtig bewusst sind!
Auf der dreispurigen Strasse findet jeder der 2'410 Läufer schnell seinen Platz, und wir versuchen sofort, unser geplantes Tempo zu finden.
Letztes Jahr waren wir hier in Dubai unseren ersten Erlebnis-Marathon in 3:43:42 Stunden (5:18 Min./km) gelaufen. Und wir wünschen uns, diesmal ebenso genussvoll und locker wie vor einem Jahr mit der selben Zeit ins Ziel zu kommen. Anstrengungsmässig wollen wir im Bereich eines Mitteltempo-Trainings bleiben und peilen einen Durchschnittspuls von etwa 150 an.
Der Morgennebel wird von Minute zu Minute dichter. Die atemberaubend schönen architektonischen Meisterwerke dieses Stadtteils verschwinden darin fast ganz. Doch zauberhaft mit Lichterketten geschmückte Palmen sind für uns ja auch exotisch und damit eindrückliche Sehenswürdigkeiten. Ein Blick auf dir Uhr nach einem Kilometer bestätigt, dass wir gut auf Kurs sind - 5:21 Min. und 136 Puls.
Km 2
Nur als graue Schatten scheinen die faszinierenden Gebäude von Downtown Dubai an uns vorbei zu ziehen. Gerne hätten wir Hugo, der mit uns zum Dubai-Marathon gereist ist gezeigt, wie wunderschön die Aluminium-Glas-Fassade des Burj Khalifa in der aufgehenden Sonne glitzert. Auch das im Stil der Altstadt-Gebäude errichtete, verschachtelte Palace-Hotel wirkt nicht halb so eindrücklich hinter seinem Dunst-Schleier. Und wir nehmen kaum wahr, dass wir an der grössten Mall der Welt vorbei rennen.
Schon geht's auf die vierspurige Doha-Street, auf der wir unter die ebenfalls mehrspurige Autobahnbrücke schlüpfen. Auf beiden Strassen fliesst Tag und Nacht dichter Verkehr in erschreckendem Tempo, und jetzt haben wir die Autobahn ganz für uns alleine!
Km 3
Einerseits geniessen wir die angenehme Temperatur, und doch hoffen wir für den Rückweg auf der selben Strecke, auf Sonnenschein und blauen Himmel.
Die Palmen, welche den Mittelstreifen der sechsspurigen 312th Road begrünen, bleiben die Haupt-Attraktion, und es reut mich einen Moment, dass der Nebel uns um den farbenfrohen Sonnenaufgang bringt und wir unseren Blick nicht über die Wüste in die Ferne schweifen lassen können.
Die Garmin-Daten trösten über die ungewohnten Wetterbedingungen hinweg, denn unsere pflastermüden Beine sind in einen flinken Trott gefallen - 5:09 Min./km / Puls 140.
Km 4
Es ist kaum zu glauben, dass sich neben der Strecke die so unterschiedlichen Wolkenkratzer des Financial Districts verbergen. Es ist so feucht, dass Wassertropfen an den Augenwimpern hängen bleiben.
Km 5
Die bekannten dreieckigen Emirates Towers bekommen wir vorerst nicht zu Gesicht. Unterwegs im bunten Feld von Läufern aus aller Welt, welche die selbe Liebe zum Laufen in sich tragen wie wir, verfliegen die Kilometer auch ohne Aussicht auf die Wolkenkratzer schnell.
Viele Frauen sind in Trägershirts und Shorts unterwegs. Angesichts einer Läuferin aus dem Iran, fühle ich mich in meinen luftigsten Sommer-Lauf-Kleidern doch einen Moment falsch gekleidet. Sie ist in langer dunkler Laufhose, rockartigem schwarzen Langärmelshirt und schwarzem Kopftuch, welches die Haare total verhüllt unterwegs und läuft sogar etwas schneller als wir.
Viele Frauen sind in Trägershirts und Shorts unterwegs. Angesichts einer Läuferin aus dem Iran, fühle ich mich in meinen luftigsten Sommer-Lauf-Kleidern doch einen Moment falsch gekleidet. Sie ist in langer dunkler Laufhose, rockartigem schwarzen Langärmelshirt und schwarzem Kopftuch, welches die Haare total verhüllt unterwegs und läuft sogar etwas schneller als wir.
Km 6
Jetzt lichtet sich der Nebel und er enthüllt die Hochhausgiganten. Das elfenbeinfarbene World Trade Center, das erste Hochhaus Dubais lässt sich als erstes etwas genauer betrachten. Und nach einem der zehn wenigen, sanften Richtungswechseln dieses Marathons gehts vorbei am Riesen-Portrait des Herrschers von Dubai und Vizepräsidents der Vereinigten Arabischen Emirate Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum und seines Vaters Scheich Rashid Bin Saeed Al Maktoum.
Jetzt lichtet sich der Nebel und er enthüllt die Hochhausgiganten. Das elfenbeinfarbene World Trade Center, das erste Hochhaus Dubais lässt sich als erstes etwas genauer betrachten. Und nach einem der zehn wenigen, sanften Richtungswechseln dieses Marathons gehts vorbei am Riesen-Portrait des Herrschers von Dubai und Vizepräsidents der Vereinigten Arabischen Emirate Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum und seines Vaters Scheich Rashid Bin Saeed Al Maktoum.
Ohne einen Höhenmeter zu überwinden, gelangen wir über die Lebensader Dubais. Die Autobahn Sheikh Zayed Road ist in beide Richtungen mindestens sechsspurig und verschwindet hier unter dem mit Palmen begrünten World Trade Center Kreisel in einem Tunnel.
Die flachste Marathon-Strecke der Welt hat bisher den Eindruck vermittelt, ständig leicht abwärts zu führen, und während wir nun der Küste entgegen rennen, verstärkt sich dieses Gefühl noch.
Wir versuchen seit Kilometern leicht zu bremsen und die selbe Geschwindigkeit wie vor einem Jahr zu treffen. Nur um bei jedem Kilometer-Schild festzustellen, dass wir wieder ein paar Sekunden schneller unterwegs sind. Wir wollen doch Vorsicht walten lassen, denn Andi und Hugo haben gestern ein Unwohlsein eingefangen und laufen mit grummelndem Bauch. Und Andi fragt sich, ob der Vier-Wochen-Crash-Aufbau nach der langen Erkältungspause zu genügend Ausdauer verholfen hat. Pulsmässig geht es uns allen aber ausgezeichnet!
Die flachste Marathon-Strecke der Welt hat bisher den Eindruck vermittelt, ständig leicht abwärts zu führen, und während wir nun der Küste entgegen rennen, verstärkt sich dieses Gefühl noch.
Wir versuchen seit Kilometern leicht zu bremsen und die selbe Geschwindigkeit wie vor einem Jahr zu treffen. Nur um bei jedem Kilometer-Schild festzustellen, dass wir wieder ein paar Sekunden schneller unterwegs sind. Wir wollen doch Vorsicht walten lassen, denn Andi und Hugo haben gestern ein Unwohlsein eingefangen und laufen mit grummelndem Bauch. Und Andi fragt sich, ob der Vier-Wochen-Crash-Aufbau nach der langen Erkältungspause zu genügend Ausdauer verholfen hat. Pulsmässig geht es uns allen aber ausgezeichnet!
Km 8
Der Dubai Marathon ist ein stiller Marathon. Es gibt keine Musik-Bands an jeder Strassenecke. Und bei den Hochhäusern im Finanzdistrikt hatte es kaum Publikum. Wir vermissen diesen Trubel keine Sekunde. Jeder Kilometer ist so anders, als alles, was wir uns gewohnt sind! Und wir schaffen es kaum, all die fremden Eindrücke zu erfassen, geschweige denn festzuhalten.
Jetzt laufen wir durchs quirlige Al Safa-Quartier. Es erinnert mit seiner niedrigen Bebauung an den älteren Stadtteil Deira. Bei den vielen Restaurants und Läden hat es begeisterte Zuschauer an der Strecke. Andere Einwohner schauen dem Marathon-Spektakel eher skeptisch zu.
Jetzt laufen wir durchs quirlige Al Safa-Quartier. Es erinnert mit seiner niedrigen Bebauung an den älteren Stadtteil Deira. Bei den vielen Restaurants und Läden hat es begeisterte Zuschauer an der Strecke. Andere Einwohner schauen dem Marathon-Spektakel eher skeptisch zu.
Einen halben Kilometer weiter wechselt die Stadt erneut das Gesicht. Die Sonne spiegelt sich in den Fenstern des rund geschwungenen Union Houses, und vor uns taucht der Riesenmast mit der Flagge der Emirate auf. In Dubai ist wirklich alles ein bisschen grösser, verrückter und futuristischer!
Km 9
Bei der gigantischen Fahnenstange biegen wir nach rechts auf die Jumeirah Beach Road ab und absolvieren eine kleine Zusatzschlaufe.
Bei der gigantischen Fahnenstange biegen wir nach rechts auf die Jumeirah Beach Road ab und absolvieren eine kleine Zusatzschlaufe.
Die Morgensonne blinzelt nun herrlich zwischen den Gebäuden des Union Houses hindurch!
Km 10
Kurz nach dem 9. Kilometer-Schild liegt der Wendepunkt. Helfer und Bauarbeiter sind hier unser Publikum.
Und nun haben wir sie vor uns die längste, schnurgerade Strecke dieses Marathons. Fast 13 Kilometer ohne die kleinste Kurve! Die Reihen von Strassenlampen verschwinden irgendwo in der Ferne im unsichtbaren Brennpunkt der Perspektive. Doch es ist gar nicht schlimm oder gar zermürbend, auf der langen Jumeirah Beach-Road-Geraden zu laufen. Es gibt viel zu sehen, und ich finde es angenehm immer im selben Rhythmus rennen zu können.
Weniger angenehm ist meinen beiden Lauf-Partnern der Fish and Chips Duft, der uns vom Hafengebiet entgegenweht. Die strapazierten Mägen antworten mit einem neuen Anflug von Übelkeit. Die Sorge, ob die Kraft reiche, um noch drei mal weiter zu laufen, schwingt mit beim Bilanz-Ziehen über die ersten 10 Kilometer.
52:21 Minuten sind wir nun unterwegs (Pace 5:14 Min./km). Wir haben einen konstanten Rhythmus gefunden, doch die Beine fühlen sich nach der zweitägigen Stadtwanderung nicht quicklebendig an, wie wir es uns wünschen würden.
52:21 Minuten sind wir nun unterwegs (Pace 5:14 Min./km). Wir haben einen konstanten Rhythmus gefunden, doch die Beine fühlen sich nach der zweitägigen Stadtwanderung nicht quicklebendig an, wie wir es uns wünschen würden.
Km 11
Zeit zu zweifeln bleibt keine. Zwei elegante Minarette und verzierte Kuppeln tauchen auf. Und die mit reichen Strukturmustern verzierte Jumeirah Moschee, die schönste und grösste Moschee Dubais - und die einzige, welche auch Nichtgläubigen für einen Besuch offen steht - zieht uns magisch an.
Die Aufschriften auf den Shirts der anderen Teilnehmer zu lesen ist ebenfalls unterhaltsam. Besonders häufig sind Läufer der Dubai Creek Striders. Und diese beiden sind zwei besonders bunte Vögel!
Km 12
Häuserblock-weise wechselt die fremdländische Architektur der zwei-, dreistöckigen Würfelhäuser. Die Morgensonne scheint noch nicht allzu heiss. Auf der dreispurigen Strasse haben wir luxuriös viel Platz zum Laufen, sind bereits häufig am Überholen und geniessen an den abgesperrten Querstrassen den Applaus des versammelten Publikums.
Km 13
Ich kann mich nicht satt sehen an den schönen Strandvillen, und der Fotoapparat hat kaum je Pause.
Km 14
Wir kommen aus dem Staunen über den architektonischen Mix nicht heraus! Links der Strasse steht die im italienischen Stil gebaute Mercato Mall und rechts eine weitere Moschee. Doch der Nebel kehrt zurück...
Km 15
... und legt seinen Weichzeichner-Filter über die Stadt!
Alle fünf Kilometer werden wir grosszügig mit einer ganzen Flasche Wasser und Schwämmen versorgt. Es gäbe auch flaschenweise Gatorade. Doch wir haben unsere eigene Winforce-Verpflegung dabei. Die Helfer stehen in Reihen mit den aufgeschraubten Flaschen bereit, und wir können beim Wassser-Fassen ungebremst weiter rennen.
Zwischen den Haupt-Verpflegungsposten, wird alle 2.5 Kilometer zusätzlich Wasser angeboten. Es ist herrlich, dass wir uns seit Kilometer 7.5 jede Viertelstunde erfrischen und von Kopf bis Fuss benetzen können, denn das Thermometer klettert schnell!
Km 16 bis 18
Einige Begleiter sehen wir immer wieder. Ein besonders Treuer ist ein Vater mit seinen drei Kindern. Jedes "good run", "come on guys", "you will do it" oder "well done" ist ein Aufsteller. Und wir schmunzeln über das Erstaunen der Zuschauer, dass Hugo und ich beim Rennen mit der Kamera hantieren.
Wie ein Schnellzug brausen kurz vor unserem 17 Kilometer die Spitzenläufer vorbei. Sie sind auf der Jagd nach dem Weltrekord und haben bereits 28 Kilometer zurückgelegt! Eine Weile schenken wir unsere Aufmerksamkeit den Elite-Athleten und den erschöpften, ausgestiegenen Pace-Makern.
Der Nebel ist nun dichter als je. Aber es wird merklich wärmer. Erstaunlicherweise bilden sich beim Atmen Dampfwolken vor unseren Gesichtern. Der alles verhüllende Dunst lenkt die Aufmerksamkeit mehr auf den Körper. Wir laufen mit deutlich tieferem Puls als letztes Jahr so regelmässig, dass sich die Kilometerzeiten nur um wenige Sekunden unterscheiden. Gerne möchten wir nach dem Wendepunkt noch ein bisschen beschleunigen und eine schnellere zweite Hälfte absolvieren. Ob dies möglich sein wird?
Seit Kilometer 10 hatte jeder von uns mal eine kleine Krise. Und jetzt habe ich das Gefühl meine Beine fordern nach Energie-Nachschub. Ich nehme einen ersten Schluck verdünntes Winforce-Ultra-Energy-Gel. Und vergesse bis zum 18. Kilometer Schild zu fotografieren.
Der Nebel ist nun dichter als je. Aber es wird merklich wärmer. Erstaunlicherweise bilden sich beim Atmen Dampfwolken vor unseren Gesichtern. Der alles verhüllende Dunst lenkt die Aufmerksamkeit mehr auf den Körper. Wir laufen mit deutlich tieferem Puls als letztes Jahr so regelmässig, dass sich die Kilometerzeiten nur um wenige Sekunden unterscheiden. Gerne möchten wir nach dem Wendepunkt noch ein bisschen beschleunigen und eine schnellere zweite Hälfte absolvieren. Ob dies möglich sein wird?
Seit Kilometer 10 hatte jeder von uns mal eine kleine Krise. Und jetzt habe ich das Gefühl meine Beine fordern nach Energie-Nachschub. Ich nehme einen ersten Schluck verdünntes Winforce-Ultra-Energy-Gel. Und vergesse bis zum 18. Kilometer Schild zu fotografieren.
Km 19 bis 21
Bis zum Ende der langen Gerade laufen wir weiter im Nebel-Tunnel. Wie gut, dass wir bereits am ersten Tag in Dubai das extravagante Hotel Burj Al Arab bestaunt hatten.
Nun können wir uns wenigstens vorstellen, wie wir diesem 321 Meter hohen, weissen architektonischen Wunderwerk entgegenlaufen, und wie es sich mit seiner an das geblähte Segel einer arabischen Dhau erinnernden Fassade über die niedrigen Häuser erheben würde.
Nun können wir uns wenigstens vorstellen, wie wir diesem 321 Meter hohen, weissen architektonischen Wunderwerk entgegenlaufen, und wie es sich mit seiner an das geblähte Segel einer arabischen Dhau erinnernden Fassade über die niedrigen Häuser erheben würde.
Nach 20 Kilometern ziehen wir wieder Bilanz. 1:44:33 Stunden sind wir unterwegs (die zweite 10-Kilometer Etappe war 9 Sekunden schneller als die erste - 52:12 Min.). Wir rennen sehr sehr regelmässig - im Schnitt immer noch mit knapp 5:14 Min./km (die Garmins zeigen eine drei Sekunden schnellere Durchschnittspace an).
Wir laufen Erlebnisse sammelnd, viel lockerer als bei einem wettkampfmässigen Marathon, lassen es hauptsächlich rollen, und hängen nicht ständig beobachtend an den Werten auf der Uhr.
Ein Ziel zu formulieren und dieses möglichst genau zu erreichen, finde ich aber auch bei einem Sightseeing Marathon faszinierend und wichtig. Das Hauptziel ist natürlich Spass zu haben! Und wenn es gelingt, mit genau definiertem Puls-Aufwand einen super eingeteilten Lauf zu verwirklichen, ist das das Tüpfchen auf dem i, denn so ist ein geniales, flowiges, unbeschreiblich schönes Lauferlebnis fast garantiert! Ich liebe dieses Spiel mit dem Tempo!
Auf dem Handgelenk hatte ich die Erfahrungs-Puls- und Pace-Werte vom letztjährigen Dubai und Stockholm Jubiläums Marathon hingekritzelt (links die Pulswerte (-100) und rechts die Pace-Sekunden über 5:00 Min. pro 5 km Abschnitt).
Bis zur Halbmarathon-Marke laufen wir mit deutlich tieferen Pulswerten drei Minuten schneller als vor einem Jahr, und rennen nach 1:50:15 Stunden (Pace 5:13.5) über die einzige Zeitkontrollmatte zwischen Start und Ziel.
Km 22
Einen knappen Kilometer später kündigt ein neon-gelbes Schild das Ende der 13-Kilometer-Gerade und die zweite 180° Kurve an. Der Applaus der Zuschauer an der bogenförmig aufgestellten Abschrankung lässt uns den Rückweg beschwingt beginnen.
Und noch einmal liegen 12 schnurgerade Kilometer vor uns. Sanfter Gegenwind fächelt uns entgegen. Ob er den Nebel bald vertreiben wird?
Km 23
Wir loben und bewundern einen asiatischen Läufer, welcher sich für diesen Anlass in Schale geworfen hat und im Anzug samt Hemd und Kravatte so sehr schwitzt, dass sich Wasserperlen auf dem Stoff gebildet haben.
Auf dem nächsten Bild sind die mit Verbundsteinen gepflasterten Fussgänger-Übergänge zu sehen. Diese Passagen liegen ein paar Zentimeter erhöht, und sie bieten unseren Füssen mit dem andersartigen Belag ein paar Meter willkommene Abwechslung.
Hier verlässt Hugo unser Dreier-Team. Wie er später erzählt, wollte er sich ein paar Sekunden Vorsprung für einen Dixi-Klo Besuch ergattern, um darauf einfacher wieder von hinten zu uns aufzuschliessen. Da er aber kein freies Häuschen fand, lief er im neu gewählten Tempo immer weiter und fand dabei seinen eigenen, optimalen, etwas schnelleren, genussvollen Flow.
Km 24
Die Sonne dringt als fahle Scheibe durch den Dunst. Sie bezwingt den Nebel jetzt endgültig und nimmt der Stadt den feuchten, trüben Schleier ab.
Von Kilometer 22 bis 34 laufen wir auf dem selben Weg, wie wir gekommen sind, auf der Gegenfahrbahn der Jumeirah Beach Road wieder zurück. Wir haben uns kaum 10 Meter ins Landesinnere verschoben. Und doch erscheint die Strecke nicht wirklich bekannt oder gar langweilig. Die zahlreichen Moscheen sind auch auf dieser Strassenseite die faszinierendsten Sehenswürdigkeiten.
Km 25
Manchmal sind die Helfer das einzige Publikum. Doch ein sehr Unterstützendes! An den Verpflegungsstellen bekommen wir nicht nur Wasser und erfrischende Schwämme, sondern immer auch begeistertes Lachen und motivierende Worte mit auf den Weg. "Good job", hören wir oft - und wir könnten dieses Lob hundertfach zurückgeben!
Km 26
Alle drei Kilometer verpflegt sich Andi konsequent mit einem halben Beutel Winforce-Ultra-Energy. Ich versuche mit diesem Rhythmus mitzuhalten, nehme aber nur kleine Schlucke vom Gel, das bei mir nur verdünnt einigermassen gut rutscht. Alleine mit Salztabletten und Wasser käme ich aber kaum über die Runden.
Riesen-Reklame-Tafeln werben für schwedische Max-Burger. Genau! Einen Hamburger wünsche ich mir im Ziel! Und der Gedanke daran versetzt den Beinen einen zusätzlichen Energieschub.
Seit der Streckenmitte sind wir noch ein wenig schneller geworden, und jetzt kommen wir regelmässig nach 5:10 Min. an den Kilometerschildern vorbei.
Die Sonne steht nun schon hoch am stahlblauen Himmel. Ihre Strahlen beginnen spürbar auf der Haut zu brennen. Und das Licht wir immer intensiver! Wir überholen scharenweise andere Läufer, einige legen Gehpausen ein, und immer häufiger stehen krampfgeplagte Sportler am Streckenrand.
Km 27
Auf dem Hinweg noch unentdeckte Sehenswürdigkeiten überraschen uns. Und wir gelangen zur Abzweigung zum Sommerhäuschen von Scheich Rashid, dem Ort an dem in den späten 1950er Jahren Beratungen über die Zukunft Dubais stattgefunden hatten.
Weit in der Ferne rechts der Strecke guckt der Burj Khalifa wie eine spitze Nadel aus den letzten Dunst-Resten. Unser Ziel wird greifbarer!
Und wir müssen schmunzeln, als wir die Zuschauerin entdecken, welche im rosa Plüsch-Home-Dress früh am Feiertag-Morgen den Weg an die Strecke gefunden hat.
Km 28
Hinter grossen Dattelpalmen und einer niedrigen, durchbrochenen Steinmauer entdecken wir im Quartier Jumeirah 3 eine wunderschöne Moschee. Im gleissenden Sonnenlicht kommen all die feinen Verzierungen voll zur Geltung. Eigentlich würden wir gerne stehen bleiben und dieses exotische Bauwerk eingehend bewundern.
Der nächste Wasserposten zieht uns jedoch noch stärker an! Wir nehmen einen grossen Schluck aus der gereichten Flasche, benetzen Haare und Schirmmütze, Nacken und Gesicht, kühlen die Arme und die Beine. Oh wie ist das herrlich!
Diesen Kilometer legen wir in 5:08 Minuten zurück. Ist es wirklich schon Zeit, den Endspurt anzuziehen? Wir versuchen noch einmal etwas zu bremsen.
Km 29
Doppelt und dreifach märchenhafter wirkt die ockerfarbene Moschee, bei welcher die 15 Kilometer-Verpflegungsstelle aufgestellt gewesen war jetzt im Vormittagslicht...
Km 30
... und die kleine Schwester der Jumeirah Moschee zeigt sich jetzt in vollster Schönheit.
Ich habe mit Fotos Knipsen, Stoppuhr Stoppen, eigene Wasserflasche Auffüllen, Salz-Tabletten Hervorkramen, Schwamm Fassen, Kühlen und Trinken wortwörtlich alle Hände voll zu tun. Und doch laufen wir mit 5:07 Min./km am 30 Kilometer Schild vorbei!
2:36:21 Stunden stoppen wir hier, das sind knapp 5:13 Min./km seit dem Start. Den dritten 10er haben wir in 51:48 Minuten 24 Sekunden schneller als den zweiten zurückgelegt.
Andi hofft, dass ihm nicht wie in Stockholm die Energie zu früh ausgehen wird und verdrückt vorsichtshalber ein halbes Coffein-Gel. Und wir nehmen uns noch einen Bremsversuch vor. Ob das gelingen wird? Es scheint, dass wir die Notfall-Plan-Tempo-Trainings-Pace gut verinnerlicht haben!
Km 31
Wir sind zurück bei der italienisch angehauchten Mall und schlüpfen so oft es geht in den Schatten der Häuser.
Km 32
Auch entlang des Dubai Zoos finden wir willkommen Sonnenschutz.
Km 33
Frisch versorgt mit Wasser und Erfrischungs-Schwämmen gelangen wir zur Jumeirah Moschee und können deren schmuckvollen Verzierungen nun aus der Nähe bestaunen.
Doch dann haben wir nur noch Augen für das Ende der Gerade. Die Flagge der Emirate ist schon zu sehen! Das bedeutet, dass es gleich definitiv zurück Richtung Downtown Dubai geht!
Km 34
Die 25 Kilometer auf der Jumeirah Beach Road sind geschafft! Andi's Koffein Gel wirkt! Mit gutem Flow nehmen wir die Kurve auf die Diyafah Street unter die Füsse, laufen am Union House vorbei direkt der Sonne entgegen.
Tatsächlich scheint der Weg zum World-Trade-Center-Kreisel sanft aufwärts zu verlaufen. Das helle Licht wirkt aber wie ein zusätzlicher Energiespender, und wir kommen gut voran.
Km 35
Auf dem Weg durch Safa scheinen uns Flügel zu wachsen. Es herrscht Feststimmung. Die Zuschauer bieten den Läufern Schokolade an, und viele Kinder strecken die Hände zum Abklatschen aus.
Km 36
Andi beschleicht ein komisches Gefühl! Beide laufen wir mit 5, 6 Schlägen tieferem Puls als letztes Jahr an dieser Stelle. Und schneller werden wir auch wie von selbst! Doch er hat den Eindruck, ein "Hammer-Männchen" drohe, ohne dass das Gefühl aufkommt, in eine Mauer zu laufen!? Die Auswirkung von "nur" 4 Wochen Marathon-Training?
Ich fühle mich immer noch gut, kein Muskel zwickt, und die Fusssohlen bleiben diesmal entspannt. Doch die Füsse brennen wie Feuer vom Laufen auf der wohl glühend heissen Autobahn. Die Vorfreude auf die funkelnden Hochhaus-Riesen im Finanz-Distrikt überdeckt alle Mühen! 5:02 Min./km stoppen wir beim 36 Kilometer Schild vor dem World-Trade-Center!
Km 37
Gnadenlos sticht die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Unsere Schatten sind ganz kurz geworden, und wir müssen eine Weile ohne Schatten von Bäumen oder Wolkenkratzern auskommen. Beim Portrait der Staatsoberhäupter biegen wir beim WTC auf die 312th Road ab. Jetzt gleissen und strahlen die Fassaden der vielen Türme vor uns in den verschiedensten Farben.
Km 38
Atemberaubend schön wirken die Wolkenkratzer vor dem stahlblauen Himmel. Und die üppige Grünzone lässt vergessen, dass wir in einer Wüsten-Stadt rennen. Trotz der Mittags-Hitze und der Anstrengung beginnen uns Wellen des Glücks zu erfassen. Welch Finale uns der Dubai Marathon bietet! Nach dem Nebel-Morgen ist das Schauspiel der Tower doppelt so faszinierend!
Die dreieckigen Emirates Towers ziehen mich besonders in ihren Bann. Während wir an den 350 Meter hohen Hotel- und Büro-Gebäuden vorbeilaufen, scheinen sie mit uns zu spielen. Ihre Gestalt verändert sich mit dem Betrachtungswinkel. Mal erscheint die Fassade des einen Turms ganz flach, mal wendet sie uns eine scharfe Kante zu. Und der Zwillingsturm verhält sich immer gegengleich.
Die Fürsorge auf diesem Kilometer ist rührend. Zuschauer reichen den Läufern auf Papptellern Gummibärchen, Orangen und Schokolade. Und die Helfer feuern uns begeistert an. Sie scheinen sich ehrlich mit uns mitzufreuen - "awesome job", "you look great" und "you will do it" hören wir - und glauben es.
Wir machen uns ein Spiel daraus, die Palmenschatten in ihrem grössten Durchmesser zu durchlaufen, sammeln so viele Schattenflecken wie es geht, und schwups ist wieder ein Kilometer vorbei.
Km 39
Die Streckenmarkierung aus dem 10 Kilometer Lauf verkündet, dass es wirklich nicht mehr weit ist! Wir tauchen in den Schatten der Strassenschlucht zwischen den Türmen ein. Nicht nur kühle Architektur prägt das Bild. Zwischen den Fahrspuren stehen wunderschön gewachsene Palmen.
Schon sind die faszinierenden Damac-Towers mit ihrer geschwungenen Tannzapfen-Schuppen-Fassade zu sehen. Und ein besonders schlanker Turm mit spitzer Silberkrone macht in der Schönheitskonkurrenz der Hochhäuser mit.
Winzige Ameisen sind wir neben diesen Giganten. Wir fühlen uns aber nicht klein, nein im Gegenteil, die atemberaubende Kulisse lässt uns laufen wie in einem Rausch.
Km 40
Wir kommen an unserem schönen, gut gelegenen rosa Hotel, dem Al Murooj Rotana vorbei. Dahinter schwingt sich der elegante Burj Khalifa mächtig in den Himmel. Und das segelförmige Hotel The Address Dubai Mall versucht es ihm nachzumachen. Dankbar tauchen wir unter der Stelzenautobahn vor der Mall in den Schatten ein.
Zum Rechnen haben wir nach 3:27:35 Stunden zu wenig Energie. Erst nach dem Marathon werden wir sehen, dass wir den vierten 10 Kilometer Abschnitt in 51:15 Minuten (Pace 5:07 Min./km) zurückgelegt, und ab km 35 auf 5:04 Min./km beschleunigt hatten.
Km 41
Zum letzten Mal schnappen wir beim Verpflegungsposten einen Schwamm. Frisch benetzt laufen wir zurück an die Mittagssonne auf den Sheikh Mohammed Bin Rashid Boulevard, umrunden die Dubai Mall, lassen uns vom eleganten, zweiten Address Hotel anziehen und treffen auf singende und tanzende Äthiopische Fans.
Während wir einen vorsichtigen Endspurt anziehen, befallen mich wie letztes Jahr zwiespältige Gefühle. Ich freue mich riesig darüber, bald im Ziel zu sein. Und gleichzeitig wünsche ich mir, dass dieser Lauf durch die sensationelle Stadt, diese atemberaubende Mischung aus 1001 Nacht und Science-Fiction noch lange nicht endet...
... doch wir fliegen immer schneller dahin - 4:54 Min./km.
Km 42
Der letzte Kilometer übertrifft das Schlussbouquett jedes Feuerwerks. Anspornender Applaus mischt sich mit den Bildern des märchenhaften Palace Hotels, wir erhaschen einen kurzen Blick über den türkisblau schimmernden Lake Dubai zum grazilen, schlanken Turm-Wunderwerk aus Glas und Metall.
Und ich kriege Gänsehaut und fühle mich in den Endspurt des Edinburgh Marathons zurückversetzt, als ich höre: "Yeah, you are home now - guys"!
Auf der Gegenfahrbahn sind Tausende von 3 Kilometer-Fun-Läufern unterwegs.
Nach weiteren 4:51 Min. haben wir den letzten Marathon-Kilometer geschafft.
Und nach 3:38:07 Stunden laufen wir Hand in Hand überglücklich, stolz, begeistert und auch ein bisschen erleichtert ins Ziel.
wo Hugo ebenso überglücklich über seinen gelungen Lauf schon fast fünf Minuten auf uns gewartet hat.
Das etwas umfangreichere Notfall-Plan-Training hat noch besser gewirkt als jenes vom letzten Jahr! Genial, dass wir in vier Wochen genug Ausdauer für ein solch gigantisches Erlebnis aufbauen konnten!
Im Marathon-Village auf der Insel im Lake Dubai kosten wir die geniale Stimmung ausgiebig aus. Unsere Augen können wir kaum vom unfassbar hohen Glitzerturm lösen, während wir die wohlverdienten Hamburger verdrücken, vor lauter Marathon-Erlebnissen übersprudeln und die exotischen Tanz-, Gesangs- und Schauspieldarbietungen geniessen.
Im Hotel entspannen wir uns eine Weile am Pool. Das Thermometer zeigt 24 Grad im Schatten und 40 % Luftfeuchtigkeit an.
Schon bald sind wir wieder fit für weiteres Stadtbummeln in den alten Stadtteilen Bur Dubai und Deira.
Lange verweilen wir spät abends im 63. Stock der Bar Neos im Hotel Address Downtown Dubai. Die Stadt hat uns verzaubert, so dass wir uns kaum von der unbeschreiblichen Aussicht lösen können. Doch auch im Märchenland wie aus 1001 Nacht gehen wunderschöne, einmalige, glückliche Tage einmal zu Ende.
Den Dubai Marathon aus Hugos Perspektive kann man auf seinem Lauf-Blog nachlesen oder im wunderschönen Dubai Marathon 2013 Video miterleben.
Dubai Marathon 42.195 km / 3:38:07 Stunden / 5:10 Min./km
Puls 1501. Halbmarathon 1:50:15 Stunden / 5:13 Min./km / Puls 145
2. Halbmarathon 1:47:52 Stunden / 5:07 Min./km / Puls 155
+/- 15 hm
12° Nebel bis 22° im Schatten und Wüstensonne
7. von 61 W45
Track http://connect.garmin.com/activity/265719223