Um halb sieben Uhr treffen wir Hugo in Münsigen, fahren gemeinsam nach Lauterbrunnen, geben unsere Rucksäcke mit trockenen Shirts und Jacken für den Transport zur Kleinen Scheidegg am Bahnschalter ab und geniessen es, für einmal die Wengener-"Wand" per Zahnradbahn zurücklegen zu können.
Andi und Hugo haben nur Augen für den Weg, der sich am gegenüberliegenden Berg schlängelt, und sie erzählen mir begeistert jedes Detail aus ihrem Original-Strecken-Training vom letzten Sonntag.
In Wengen ist die Sonne noch nicht aufgegangen, und wir kriegen Gänsehaut, bis wir nach ein paar Kilometern eingelaufen sind.
Ohne die ersten 30 Jungfrau-Marathon-Kilometer in den Beinen zu haben, fühlt sich der Weg deutlich weniger steil an, als jeweils im Ernstfall um die Mittagszeit.
"Siehst du, da drüben sind wir letzten Sonntag hoch gekraxelt!", erklärt Andi mit Blick auf Mürren und das von Wolken umspielte Schilthorn.
Aus dem Schatten joggen wir hinaus ins gleissende Morgenlicht, die schneeweisse Gipfelpyramide des Silberhorns strahlt mit der Sonne um die Wette. Und der erste ehrfürchtige Blick auf die Berg-Giganten Jungfrau, Mönch und Eiger jagt uns - wie jedes Mal - einen Schauer über den Rücken.
Das erhebende Gefühl zu Füssen dieser majestätischen Berge in den noch jungen Morgen hinein laufen zu dürfen, ist einfach unbeschreiblich! Wir sind uns einig - so sollten wir öfters trainieren - auch ohne bevorstehendes Berglauf-Projekt!
Von Wengernalp geht es ein paar Höhenmeter abwärts, bevor wir in Wixi um eine Felswand herum auf den Bergweg Richtung Moräne und Loucherflue abbiegen.
Unterhalb des "Black Rocks" ist der steile, vor uns liegende Weg schon zu sehen.
Auf der Haaregg legen wir aber zuerst eine weitere Pause ein, denn nun guckt Andi's und Hugo's nächstes Wettkampfziel - das Schilthorn - aus den Wolken hervor. Da kann einem vor lauter Respekt schwindlig werden ...
... genauso wie beim Blick bergan. Mächtig und dunkel schwingt sich die Loucherflue über uns in den Himmel, und der Weg klettert steil im Zickzack die Bergwiese hinan, in welcher verblühte Pulsatilla-Blüten im grellen Gegenlicht wie Sterne funkeln.
Wie ein weissglühender Ball hat es sich die Morgensonne einen Moment im Sattel zwischen Mönch und Eiger bequem gemacht. Ihr Licht belebt uns, spendet Energie, lässt uns über den ewigen Schnee, die Gletscher, die unzähligen kleinen und grossen Wasserfälle und die bunten Blumen staunen, und wir traben fröhlich, ja fast übermütig über Stock und Stein.
Gleich ist es geschafft!
Bevor wir das "Dessert" - den berühmt, berüchtigten Pfad über die Eigergletscher-Moräne in Angriff nehmen - lassen wir den Selbstauslöser ein Gruppenbild mit Silberhorn knipsen.
Ein Blick zurück noch.
Wer schafft es, die ganze Moräne hoch zu joggen?
Von der Moräne ist es nur ein Katzensprung bis hinüber auf die Loucherflue. Heute wird uns beim Steintisch keine Schokolade angeboten - die überwältigende Aussicht ist Lohn genug! Tief unterhalb des Jungfrau- und Mönch-Gipfels liegt der buchstäblich atemberaubende Moränen-Weg.
Rasant geht es abwärts zum türkisblauen Speichersee, der wie ein gigantischer Spiegel Himmel und Berge verdoppelt.
Und viel zu schnell sind wir aus der stillen Bergwelt zurück in der Zivilisation.
Als ich die Rucksäcke am Bahnschalter abhole, hängt dort ein Schild - Fahrt auf's Jungfrau-Joch ausverkauft - und entsprechend viele Asiaten wuseln auf der Suche nach ihrem Zug auf dem Bahnhof herum.
Im Restaurant auf der Terrasse gibt es aber jede Menge freier Plätze. Wir setzten uns an die Sonne, lassen uns mit Blick auf die imposanten Berggipfel Kaffee und Gipfeli schmecken, und der Bernhardiner "Barry" schaut zu.
Den Zug ins Tal haben wir fast für uns alleine. Die Aussicht ins Lauterbrunnental ist eindrücklich, und wieder suchen zwei Augenpaare nach dem Weg nach Mürren. Ob ich Andi und Hugo nächste Woche wohl doch begleiten soll?
Zumindest werden wir wohl nach Startplätzen für den ausgebuchten Jungfrau-Marathon 2013 suchen ...
Berglauf-Training auf der Jungfrau-Marathon-Strecke
12.5 km Wengen - Kleine Scheidegg / 8:42 Min./km / Puls 144
+ 965 hm / - 175 hm / 15° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/356912461
Gestern
10.1 km Jogging 5:56 Min./km / Puls 119
+/- 75 hm / 13° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/356227253
Hallo Marianne,
AntwortenLöschenach, zu Eurer Laufzeit saßen wir wohl zu unserem letzten Urlaubsfrühstück mit Blick auf die Berge auf dem Balkon... war ja ein wunderbarer Morgen, und den dann mit einem solchen Erlebnis zu verschönern - herrlich! Ich kenne die kleine Scheidegg sonst nur im weißen Winterkleid, aber auch im Sommer scheint es dort sehr schön zu sein.
Wir hatten uns vorgenommen, diese Route als Wanderung zu machen, hat aber zeitlich leider nicht gepasst, diesmal. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es dann mit dem Inferno klappen wird... Und ich drücke die Daumen, dass Ihr noch Startplätze für den Jungfrau-Marathon bekommt!
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke
LöschenUnd ich wähnte euch schon auf der Gegenfahrbahn gen' Norden strebend, als wir in die Berge fuhren ;-)
Den oberen Teil der Jungfrau-Marathon Strecke als Wanderung zu machen, das kann ich euch sehr empfehlen! Eigentlich ist es nämlich zu schade, im Berglauf-Schritt mit Blick auf den unebenen Weg möglichst schnell auf die Kleine Scheidegg zu streben.
Es lohnt sich staunend hochzuwandern, auf der Haaregg gemütlich zu picknicken und nicht zu verpassen, wenn die Gletscher "kalben" sollten :-)
Danke für's Daumen drücken für den "Inferno" und die JMT-Startplätze.
Euch einen guten Start im Alltag.
Liebe Grüsse
Marianne
Deine Bilder haben nur noch mehr Ansporn gegeben, diese Tour mal mit viel Zeit zum Schauen und genießen zu wandern.
LöschenWir nutzen immer möglichst viel Zeit aus, wenn wir im BeO sind, daher fahren wir sonntags immer erst gegen Abend los. So haben wir noch ein wenig vom Tag.
Ich hoffe, Ihr seid auch wieder gut im Alltag angekommen...?
Liebe Grüße
Elke
Super schöne Bilder!
AntwortenLöschenDa bekomme ich richtig Lust auch mal am Jungfrau zu laufen!
Danke Markus
LöschenDen Jungfrau-Marathon kann ich dir wärmstens empfehlen. Oft zeigt sich die Bergwelt anfangs September noch einmal in den strahlendsten Spätsommer-Farben und der Anblick der berühmten Berge ist fantastisch.
Gruss Marianne