Donnerstag, 9. Januar 2014

Mit "Krücken" im Flow

Zusammen mit Andi absolviere ich die selbe lange Runde wie am strahlend frühlingshaften letzten Montag. Nach Feierabend ist es heute jedoch dunkel, die eben neu eingesetzten Stirnlampen-Batterien erweisen sich als angebraucht - mein Lichtkegel wird bald schwächer. Nach einer Stunde beginnt es leicht zu regnen, und der Feldweg um den "Silberewald" ist lehmig-matschig.
Aber dieser Longrun bringt ein sehr lange vermisstes Gefühl zurück - einen zaghaften "Flow". 

Die Kilometer verfliegen nicht mühelos, der Puls ist recht hoch, aber das Kreuz und die Beine schmerzen nicht mehr. Es ist einfach wunderbar. Die 240 g leichten Mizuno Sayonara tragen mich in sehr regelmässigem Tempo durch die Nacht!
Die zurückgewonnene Freude am Laufen verzaubert das regnerische Dunkel. Die Fernsicht ist gut, die Lichter von Magglingen glitzern vom Jura hinüber, die Wolken über Bern und Biel schimmern orange und dahinter zeichnet sich verschwommen der Halbmond ab. Von irgendwoher dringt ein ganz und gar nicht winterlicher Duft an unsere Nasen - es riecht nach frischem Heu!
Die Kraft hält dauerhaft an, und auf den letzten Kilometern sind wir dabei, eine Strategie für den Dubai-Marathon zurechtzulegen. Endlich kann ich wieder vorwärts schauen - obwohl mir bewusst ist, dass ich mit "Krücken" unterwegs bin...

Zum dritten Mal in meiner zwölfjährigen Laufkarriere erlebe ich eine lang anhaltende Schmerzphase, der weder durch Physio, Massage, Kilometer-Reduktion noch Laufpause beizukommen ist. 
Zum zweiten Mal seit 2008 steht der Verdacht Rheuma im Raum - eine Form davon, welche nicht anhand von Antikörpern im Blut entdeckt, sondern nur aufgrund der Symptome identifiziert (vermutet) werden kann. Es sieht so aus als ob, aber wirklich bewiesen ist es nicht... Mit einer typischen Langzeitbehandlung möchte ich deshalb zuwarten und vorerst noch alternativen Lösungsmöglichkeiten testen.

Doch ich habe mich überzeugen lassen, dass ein Versuch, diesen "Schub(?)" zu kupieren und die Schmerzspirale zu durchbrechen, Sinn macht. Seit fünf Tagen laufe ich mit "Krücken".
Ein kurzfristiger Cortison-Stoss samt einer minimalen Dosis von Entzündungshemmern am Abend bringt tatsächlich Erleichterung. Vor allem die Schmerzen im Rücken haben abgenommen, zum ersten Mal seit letztem Herbst kann ich wieder durchschlafen!

Ruhiger Schlaf = bessere Regeneration = mehr Energie! Das spüre ich im Alltag und beim Laufen deutlich. Aber es ist mir bewusst, dass ich mit den Medikamenten auf Kredit lebe und mit dieser neu geschenkten Energie sorgsam umgehen muss!

Kurzfristig werde ich also nicht wie bisher "weiterhumpeln", sondern auf die "Krücken" vertrauen. Ich hoffe darauf, dass die Besserung nachhaltig ist, wenn ich diese wieder weglasse. Und ich stelle mir vor, dass ich durch den wieder gefundenen "Flow" am Beginn einer Aufwärts-Spirale stehe, dass sich das unbeschwertere Laufen Können positiv auswirkt. Laufen ist ja nicht nur Herausforderung, sondern auch "Therapie" auf vielen Ebenen und Balsam für die Seele! 

23 km Dubai-Marathon-Tempo 5:16 Min./km / Puls 146
in 24.3 km 5:18 Min./km / Puls 145
+/- 225 hm / 6° leichter Regen, leichter Südostwind
Track http://connect.garmin.com/activity/427212483

Gestern
6.4 km unterwegs mit den lätti runners
(8 x 2 Min. Tempo)
+/- 20 hm / 5° leicht bedeckt
Track http://connect.garmin.com/activity/426725916

2 Kommentare: