Sonntag, 22. Juni 2014

Chasseral - endlich nach 20 Jahren

Seit 20 Jahren geniessen wir diese Aussicht über die Dächer unseres Quartiers.



Oft versinkt die Abendsonne blutrot hinter der Silhouette des Chasserals mit seinem markanten 120 Meter hohen Sendeturm. Bei jedem Training blicken wir hinüber zur Jurakette und wir haben uns schon hunderte Male gewünscht, den höchsten Punkt des Berner Juras einmal per Bike zu erklimmen. Am Frühstückstisch beschliessen wir spontan, dieses Projekt heute endlich in die Tat umzusetzen.

Unser Auto lassen wir in Twann stehen. Das Dorf liegt eingebettet in ausgedehnten Rebbergen am Nordufer des Bielersees auf 434 müM. Nach wenigen Metern geht es gleich richtig zur Sache, und eine Haarnadelkurve später ist die Aussicht schon ansehnlich.




Der Rebweg ist steil, die Mittagssonne brennt auf uns nieder, und wir nehmen es sehr gemütlich. Bald tauchen wir in das schattige Tal des Twannbachs ein.


Nach fünf Kilometern haben wir in Lamboing etwa 400 der erwarteten 1'200 Höhenmeter geschafft. Zur Sicherheit füllen wir unsere Trinkflaschen am Brunnen bei der Schule neu auf. 


Nur leicht ansteigend geht es darauf über die malerische Hochebene "Plateau de Diesse". In der Ferne erhebt sich noch hoch über uns das Ziel - der Chasseral.



In Nods zweigen wir auf 885 müM auf die Passstrasse ab.


Eine nicht enden wollende, fast schnurgerade Rampe führt uns steil den schönen, mal düsteren mal sonnendurchfluteten Mischwald hinan. Ganz für uns alleine haben wir die schmale Strasse nicht. Sie scheint eine beliebte Motorradstrecke zu sein, und es kommen uns viele (Renn)-Radfahrer in halsbrecherischem Tempo entgegen. 




Bei der der Postbus-Haltestelle "Mét de l'Îsle" erreichen wir endlich eine Kehre - es ist bereits die letzte, bevor wir zur Baumgrenze auf etwa 1'400 müM gelangen.


Nun klettern wir zwischen Bergweiden weiter. In jeder Spalte des karstigen Gesteins wächst ein buntes Blütenpolster - Glockenblumen, Anemonen, zarter Mohn. Und an den Hängen gedeiht der gelbe Enzian.





Auf der Passhöhe verkauft ein Bergbauer - ein richtiges Urgestein aus dem Jura - würzigen Bergkäse und crèmigen Tomme, und wir lassen uns diese köstliche und günstige Gelegenheit nicht entgehen.



Es zieht sich von der Passhöhe zum Sendeturm, und die "Autobahn" auf dem Grat ist in fester Hand von Sonntagsausflüglern und Wanderern. 



Die Rundum-Aussicht vom 1'607 Meter hohen Gipfel übertrifft alle unsere Erwartungen und verschlägt uns fast den Atem, obwohl die Fernsicht gar nicht so optimal ist, und sich die Alpen im Dunst verstecken. Das ganze Drei-Seen-Land liegt uns zu Füssen!



Es ist schon halb drei Uhr, und unsere Körper pochen auf schnelles Wiederauffüllen der Energiespeicher. So verschieben wir uns ins nahe Hotel Chasseral, wo wir uns auf der Sonnenterrasse verpflegen und den fantastischen Tiefblick auf Bieler-, Murten- und Neuenburgersee ausgiebig auskosten. Lange diskutieren wir darüber, wo wohl unser zuhause liege, und wir sind nicht sicher, ob wir es im Dunst genau ausmachen können.




Da dies unsere erste "Berg-Tour" per Bike ist, habe ich vor der langen Abfahrt etwas Respekt. Nach ein paar hundert Metern fasse ich jedoch Vertrauen in die Scheibenbremsen und finde es ganz toll, wie die Haare im Fartwind flattern. Die langen abfallenden Geraden sind so richtig nach Andis Geschmack, die auf dem Hinweg hart erarbeiteten Kilometer fliegen wie im Zeitraffer an uns vorbei, und wir sind erstaunt, wie rasant schnell wir wieder unten am See sind und diese fantastische Tour zu Ende ist.



41.6 km Bike-Tour 15.1 km/h / Puls 130
+/- 1'134 hm / 23° schön, 
Track http://connect.garmin.com/activity/526095958

Zurück zuhause tauschen wir Bike- gegen Laufschuhe und absolvieren ein kurzes Jogging, um die Beine daran zu erinnern, dass wir eigentlich Läufer sind. Die Vorbelastung und die drückende Hitze vor dem herannahenden Gewitter treiben den Puls mächtig in die Höhe. Wir fühlen uns zwar müde, doch die Muskulatur scheint wie befreit. Wir sind erfüllt von diesem eindrücklichen Tag und schmieden übermütig neue Lauf-Pläne für die Sommerferien.

7.1 km Jogging 6:00 Min./km / Puls 142
+/- 50 hm / 28° schön, schwül vor Gewitter
Track http://connect.garmin.com/activity/526154653

Gestern - Morgenläufchen um den Gänsemooswald.


11.2 km Jogging 6:00 Min./km / Puls 121
+/- 80 hm / 15° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/524964546

2 Kommentare:

  1. Liebe Marianne,
    Ihr seid ja wieder nicht zu bremsen, noch nicht einmal, wenn es bergauf geht! Danke für die schönen Eindrücke. Der Jura reizt mich ja so gar nicht, obwohl mein mann sicher immer Mühe gibt, ihn mir nahe zu bringen. Ein Vorteil ist in der Tat wohl, dass man die Aussicht genießen kann. Eure Tour ist Inspiration, in den anstehenden Ferien doch wieder einmal in diese Richtung zu fahren. Doch, ich gebe zu, auf 4 Rädern... Ja und bei dem Käseangebot hätte ich auch sofort zugelangt. Solchen Käse, wie bei Euch aus Produzentenhand, sucht man bei uns vergeblich!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Liebe Elke
      Wir kamen unterwegs zum Schluss, dass wir öfter Marathon laufen sollten, damit wir mehr zum Biken kommen. Zu Fuss hätten wir diese "Berg-Tour" noch nicht bewältigen wollen und können. Aber der Kreislauf ist schon wieder recht fit, und ohne Schläge ertragen zu müssen, machten auch die Beine mit ;-) Bei diesem schönen Wetter fällt das Stillsitzen schwer...
      Wenn wir in die Berge fahren, dann auch meist Richtung Alpen. Zu unrecht haben wir den Jura so lange verschmäht! In den letzten Jahren hatten wir lediglich den gewaltig eindrücklichen Felsenkessel Creux du Van besucht... Aber das soll sich nun ändern.
      Auch wenn ihr den Chasseral motorisiert bezwingen solltet, gibt es oben herrliche Wanderwege auf der Krete - und den Käse-Stand auf der Passhöhe dürft ihr nicht verpassen! Diese Bergspeziaitäten schmeckten nicht nur nach der grossen Anstrengung, sondern auch noch zuhause!
      Liebe Grüsse
      Marianne

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