Die laut Wetterbericht versprochene Aufhellung lässt auf sich warten. Und die Aussicht auf einen einsamen Longrun auf der üblichen höhenmeter-optimierten Route ist wenig motivierend.
Das von Markus angeregte Projekt die eigene Heimatstadt vorzustellen, wirkt jedoch wie ein zündender Funke, lockt auf eine ganz spezielle Runde, bewegt mich zu einem Lauf rund um unsere weitläufige Wohngemeinde Rapperswil im Kanton Bern. Ganze 11 Weiler und Ortschaften scharen sich auf gut 20 km2 um das Kerndorf Rapperswil.
Auf durchschnittlich 520 müM liegen die Siedlungen idyllisch zwischen Feldern, Wiesen und Wäldern auf dem vom Rhonegletscher in der Eiszeit geformten hügeligen Rapperswiler Plateau mitten im Dreieck der Städte Bern, Biel und Solothurn. Zwei Kilometer und eine Wald-Durchquerung von zuhause entfernt duckt sich Seewil an den Fuss des Äckenbergs.
Leuchtspray-Markierungen an den Bäumen lassen im nächsten Wald eine baldige Störung der Idylle erwarten. Land- und Forstwirtschaft haben einen hohen Stellenwert.
Charakteristische Bauernhäuser im Berner Stil prägen das Landschaftsbild, wie hier im nächsten Ort Wierezwil.
Auf und ab geht es. Heute darf ich keine Höhenmeter scheuen. Durch das Tal des Hohschwerzibaches gelange ich nach Frauchwil. Wierezwil liegt schon weit zurück (rechts hinten), und vom Hügel über Frauchwil lässt sich die Aussicht auf das Kerndorf Rapperswil (links) geniessen.
Der nächste Graben führt ganz zu unterst im Dorf zum grössten Arbeitgeber der Gemeinde - der Ziegelei.
50 bzw. 70 Höhenmeter weiter oben liegen Zimlisberg und Bittwil auf einem fruchtbaren Hochplateau, das einen wunderbaren Weitblick zum Jura bietet.
Den Abstecher ins erst vor zwei Jahren eingemeindete Ruppoldsried spare ich mir (der Ort liegt 60 Höhenmeter tiefer auf 490 müM am Rande des Limpachtals).
Geradeaus lässt es sich ab dem Dorfbrunnen von Bittwil schön bis zum "Chorberegge" rollen. Wo wohl einst die Korbflechter sassen, liegt heute ein begehrter Grill- und Picknickplatz.
Ein Blick zurück nach Bittwil, schon ist wieder Schnaufen angesagt. Es geht dem höchsten Punkt der Gemeinde entgegen. Neben der bewaldeten Anhöhe Oberholz (623 müM) liegt Bangerten, das bald zu Rapperswil gehören könnte, falls die Fusionsverhandlungen erfolgreich sind. Die Rundumsicht ist bei schönem Wetter fantastisch - sie reicht südwärts bis zu den Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau - im Norden grüsst der Jura.
Andi besucht mich kurz auf der Strecke, bevor ich einen Abstecher ins angrenzende Tal unternehme, damit ich auf Gemeinde-Grenze-Suche nicht auf schmalen Wegen durch den Wald tappen muss.
Eine weitere Hügelüberquerung bringt mich zu einem lehmigen Feldweg, der nach Lätti hinunter führt. Ob dieser Ortsname vom Mundartwort "Lätt" (= Lehm) stammt? Hier liegt der Anschluss unserer Gemeinde an die grosse weite Welt - die Zufahrt zur Autobahn A6 zwischen Bern und Biel.
Das am höchsten gelegene Dorf Moosaffoltern (584 müM) thront auf der nahen Hochfläche und trägt einige schöne Bauernhäuser zu den 100 landwirtschaftlichen Betrieben der Gemeinde bei.
Kommt man von der Autobahn, gelangt man als erstes nach Dieterswil. Diese Aussicht über die relativ dünn besiedelte, malerische Gegend mit 30% Wald und 60% Acker- und Weideland lässt mich jedesmal aufatmen.
Endlich zeigen sich ein paar Fleckchen blauer Himmel, die Sonne kommt hervor und bewegt mich zu einer letzten Schlaufe, obwohl die Beine vom vielen Auf und Ab schon sehr müde sind.
Entlang des Äckenbergs geht es auf einer Anhöhe an Seewil vorbei nach Hard hinunter. Ein letzter steiler Anstieg, dann schliesst sich der Kreis.
Bald lasse ich den Nachbarort Seewil hinter mir, und ein Fuchs quert am helllichten Tag meinen Weg, bevor ich zurück ins Kerndorf Rapperswil gelange. Ein kurzer Besuch noch bei der neugotischen Kirche aus dem Jahre 1862, dann erreiche ich nach 23.7 Kilometern das Ziel meines kurzweiligen Sightseeing-Laufs in der eigenen Heimat.
23.7 km Longrun 5:38 Min./km / Puls 138
+/- 300 hm / 2° bedeckt bis schön, 11 km/h N-Wind
Track http://connect.garmin.com/modern/activity/682131128
Ein bisschen Schnee hatte am Dienstag meine Intervall-Pläne durchkreuzt. Der einzige flache Kilometer der Gegend, der Feldweg über den "Roggenacher" zwischen Dieterswil und Bangerten wird nicht schwarzgeräumt. So wurde aus dem Intervall ein Hügelfahrtspiel, was den seltenen Genuss mit den wirbelnden Flocken um die Wette zu laufen jedoch nicht milderte.
Dienstag
2 x 2 km hügelig in Marathon-Intensität 5:07 Min./km / Puls 154
in 12.2 km 5:34 Min./km / Puls 141
+/- 135 hm / 2° Schneefall/Salzmatsch, sanfter ONO-Wind
Track http://connect.garmin.com/modern/activity/678223537
Mittwoch bis Samstag
3 x locker 6 - 11 km
Echt schön, ruhig und gemütlich habt ihr es da :)
AntwortenLöschenHallo Markus
LöschenJa man kann kaum glauben, dass wir nur 15 km von der Hauptstadt entfernt wohnen.
Gruss Marianne
Kommst du überhaupt noch in einen Laufrhythmus, wenn du so viele Bilder schiesst? :-)
AntwortenLöschenHallo Chris
LöschenLaufend Fotografieren ist mittlerweile Gewohnheitssache ;-)
Und macht deutlich, dass die Landschaft mehr wert ist als die Werte auf der Uhr :-)
Gruss Marianne