Freitag, 25. September
Trotz Laufpause sind wir hier in Lappland den ganzen Tag in Bewegung. Jede im Haus verbrachte Stunde scheint angesichts der Farbenpracht der herbstlichen Natur eine verschwendete Stunde zu sein.
Auf der langsam wieder zuwachsenden Rodung am Bärenberg gedeihen die Beerensträucher immer noch prächtig. Preiselbeeren sind schneller gepflückt als Blaubeeren, und die beiden zwei Liter fassenden Beerenpflücker sind so fast zu schnell voll.
Der Rückweg entlang des Gravsjö (Grabsee) bietet fantastisches, gleissendes Abendlicht. Doch die Schotterpistenfahrt bleibt nicht ohne Folgen. Zurück in der Stadt hat das Mietauto einen Plattfuss.
Bevor wir diesen wahrnehmen, entdecken wir auf dem Herbst- bzw. Sami-Markt, dass man aus erstaunlich vielen Köstlichkeiten der Natur Sirup (schwedisch - Saft) herstellen kann. Krähenbeeren- und Birkenblättersirup schmecken uns besonders gut. Vom Kosten aller Sirup-Sorten und Glögg-Variationen sind wir derart gestärkt, dass wir mit dem angerosteten Plattfuss-Rad kämpfen können, bis der Mond aufgeht ...
Samstag, 26. September
Ein mystischer Nebelmorgen lockt mich zu einem zeitigen Foto-Spaziergang ans Wasser. Die Sonne steigt immer noch eine halbe Stunde früher über den Horizont als zuhause, während das Abendlicht nun schnell schwindet.
Ein mystischer Nebelmorgen lockt mich zu einem zeitigen Foto-Spaziergang ans Wasser. Die Sonne steigt immer noch eine halbe Stunde früher über den Horizont als zuhause, während das Abendlicht nun schnell schwindet.
Was liegt an einem solchen Traum-Morgen näher, als zur "Morgen-Gymnastik" das Kanu zu wassern?
Am Nachmittag sollen wir einen Kurs in der Kunst des Fischens erhalten. Trotz des enthusiastischen Mitfieberns unseres vierbeinigen Assistenten und viel Geduld beisst aber kein Barsch an.
Dank der reichen Beeren-Schätze aus der Natur müssen wir nicht hungern. Zum esten Mal tragen wir Krähenbeeren nach Hause. Die "Kråkbär" gilt als "vergessene" oder besser noch "verschmähte" Beere. Sie ist weniger geschmackvoll als die Blaubeere. Die Sami, Eskimos und Isländer schätzten sie allerdings schon immer - eingefroren als Wintervorrat in Milch, bzw. vermengt mit Fischleber oder Seehundspeck.
Als Marmelade-Beere geriet sie langsam in Vergessenheit. Im Zeitalter der "Superfoods" wird ihr allerdings eine leuchtende Zukunft vorausgesagt. Die bei Krähen beliebte Frucht enthält mehr Vitamin C als die hoch gelobte Blaubeere und soll über noch grösseres antioxidatives Vermögen verfügen!
Heute haben wir viele Schüsseln dabei und können bis nach Sonnenuntergang am Hang des "Björnberget" herumkraxeln.
Sonntag, 27. September
Genug der "Ruhetage" - nun geht es auf grosse Tour. Die Trinkflaschen sind randvoll mit Krähenbeeren-Sirup, als wir auf der langen Birkenallee in Richtung Stadt rollen.
Genug der "Ruhetage" - nun geht es auf grosse Tour. Die Trinkflaschen sind randvoll mit Krähenbeeren-Sirup, als wir auf der langen Birkenallee in Richtung Stadt rollen.
Entlang des Sees Lycksträsk verläuft der Radweg nordwärts. Der "Sverigeleden" (der nationale Radwanderweg) wechselt dann auf die Hauptstrasse. Sportlich erreichen wir Neuland. Weiter waren wir auch anläslich 32-Kilometer-Longruns nie gekommen.
Per Mountainbike können wir den aus eigener Kraft erreichbaren Radius gewaltig ausdehnen! Und das passt ganz gut zu dieser weitläufigen, Landschaft!
So schnell wie möglich biegen wir auf sandige Pisten ab. "Der Herbst ist ein zweiter Frühlig, wo jedes Blatt zur Blüte wird", sagt Camus. Die "Indian-Summer-Pracht" mobilisiert mindestens so viel Energie wie ein junger Frühling. Und die Fahrt durch den leuchtenden, einsamen Wald ist spannend, obwohl wir nur alle 5-10 km zu einem abgelegenen Haus oder (verlassenen?) Hof kommen ...
... und schliesslich nach 37 Kilometern zum See Falträsk samt gleichnamigem Dörfchen.
Der Wald hat uns gut vor dem eisigen, starken Nordwind geschützt. Hier peitscht er schäumende Wellen ans Ufer, und wir sind froh, dass wir mitten im Dorf eine Windschutzhütte zum Rasten finden.
Wie so oft bezieht sich über Mittag der Himmel, und es fallen gar ein paar Nieselregentropfen.
Der Rückweg auf der selben Strecke bringt dank der neuen Perspektive noch weitere Entdeckungen. Die ausgeprägte Liebe zu Oldtimern fällt uns hier in "Norrland" auf. Manch seltenes Stück wird aufwändig renoviert, doch manch einer kann sich auch von seinen Rostlauben nicht trennen. Platz gibt es ja genug ...
Der Krähenbeeren-Sirup taugt als Sportgetränk, dank Rückenwind geht es flott voran, und am Lycksträsk kommt die Nachmittagssonne wieder hervor.
Auch auf der anderen Seeseite soll es eine Piste nach Falträsk geben - ein Abenteuer, dass wir uns für den nächsten Sommer aufheben wollen ...
Langsam wächst das Vertrauen in die unendlich scheinenden Wälder, und im Kopf wächst eine Landkarte der Gegend heran.
75.6 km Biketour 19.5 km/h / Puls 130
+/-435 hm, 12° schön bis leicht bedeckt, 21 km/h N-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/911450867
+/-435 hm, 12° schön bis leicht bedeckt, 21 km/h N-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/911450867
Liebe Marianne,
AntwortenLöschenach wieder so wunderschöne Bilder zum staunen und träumen. Immer wieder zeigst Du so viel neues und schönes. Irgendwie so eine ruhige, verträumte Schönheit ist das dort oben, während die Schönheit der Alpen ja eher auf Spektakulärem und Großem beruht. In beiden Landschaften möchte man einfach so sitzen, verweilen und schauen... oder ein kleines Holzhäuschen haben, das immer für einen da ist ;-)
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke
LöschenGenauso ist es Elke - ja, die Alpen vermögen auch zu faszinieren, mit ihren atemberaubenden Bergen, die uns daneben so winzig und klein erscheinen lassen. Und es gibt ja auch dort stille, unbekannte, einsame Winkel!
Was den Norden so eindrücklich macht ist die Weite, die Ruhe, die Einsamkeit, der enorme Platz, den die Natur einnehmen darf und die eindrückliche Abwesenheit von Zivilisations-Geräuschen (kaum je quert ein Passagierflugzeug den Himmel!).
Satt sehen kann man sich weder hier noch dort - so ist es doch gut, dass wir immer wieder an unsere Lieblingsplätzchen zurückkehren können (welche die Schweden liebevoll smultronställen = Walderdbeerenstellen nennen.).
Liebe Grüsse
Marianne
Ich liebe es ja immer neue Wege und Orte zu erkunden. Aber ich habe auch ein großes Talent mich zu verlaufen. Aber irgendwie finde ich (bisher) immer wieder zurück :D
AntwortenLöschenHallo Markus
LöschenAbenteuerlustig bist du, wenn du dich so spontan auf die Suche nach neuen Wegen wagst! Gut kehrst du immer wieder heil heim!
Dank 100'000er Karte dürfen wir das auch in Lappland wagen, wo es in den unendlich scheinenden Wäldern selten einen Wegweiser oder Weiler gibt ;-)
Liebe Grüsse
Marianne