Sonntag, 20. September 2015

On parle français

Samstag, 19. September
Die Umrundung des Murtensees steht schon lange auf unserer Wunschliste. Um von zuhause dorthin zu radeln, reicht die Zeit nicht. Wir müssen die Bikes verladen und in Kerzers zu unserer Fahrt starten.


In Eile sollte man keine Sightseeing-Tour antreten! Bereits in Murten werden wir kribblig - wir geraten mitten in einen Triathlon-Wettbewerb. Durch das ganze Städtchen ist Bike-Schieben angesagt, da wir den Athleten nicht entgegen fahren dürfen. Beim schnellen Gehen machen sich Rücken und Hamstrings immer noch bemerkbar - zurzeit bin ich ganz froh, dass wir keine Wettkampfpläne haben ...


Unser Regenerations-Training hat uns die Türe zu ganz neuem Erleben geöffnet. Die Reichweite, die man per Rad hat, ist fantastisch!
Die regionale Veloroute 44 (Burgdorf - Trois Lacs (drei Seen) - Lausanne) bringt uns ans Westufer des Murtensees, und am nördlichen Ufer "klettern" wir auf steilen Serpentinen zu den Weinbergen hoch.



Die schmalen Wege, die sonnendurchfluteten Hänge, die Aussicht auf Wasser und Wolken erinnern uns an Ferien-Touren auf der Insel Elba.


Deutlich ist zu sehen, wie das braune Wasser der Broye in den See mündet. Wir profitieren vom kräftigen Westwind, der uns hilft, die Höhenmeter zu überwinden. Er treibt dicke Wolken vor sich her. Sie lassen da und dort Niesel-Schleier fallen und zaubern Regenbogen an den Himmel, doch uns lacht die Sonne.



In den Weinbergen sind emsige Helfer mit der Traubenernte beschäftigt. Man grüsst sich mit "Bonjour" - unbemerkt sind wir etwa 40 Kilometer von zuhause entfernt im französisch sprechenden Landesteil gelandet. 


Als wir uns auf dem Mont Vully verfransen und zwei lokale Mountainbiker nach dem Weg fragen müssen, sind wir froh um unsere Französischkenntnisse.


Vom höchsten Punkt aus ist die Aussicht auf beide Seiten atemberaubend. Nicht nur der Murtensee liegt uns zu Füssen, auch der Neuenburgersee glitzert im Abendlicht. Nach wenigen Metern Abfahrt öffnet sich der Blick auf die "Patchworkdecke" der Seeländer Gemüsefelder. Entlang von Sandsteinfelsen geht es in wenigen Minuten rasant bis zur Ebene hinunter.



Auf der langen Schotterpiste entlang des Ostufer des Murtensees knurren unsere Mägen fordernd - die ganze Energie ist verpufft. Da wirkt die verlassene Verpflegungsstelle des Triathlons wie ein Geschenk des Himmels. Wir retten einen kleinen Schluck Cola vor dem Ausschütten, und das Cola rettet uns vor dem drohenden Hypo ...


Kräftig können wir auf den letzten Kilometern durchs Gemüseland des "Grossen Mooses" wieder in die Pedalen treten. 


42.8 km Biketour 19.1 km/h / Puls 118
+/- 365 hm, 18° schön, Regenschauer, zügiger W-Wind

Track https://connect.garmin.com/modern/activity/903418220

Am Sonntag wollen wir uns den Weg nach Kerzers aus eigener Kraft erarbeiten. In Büren an der Aare biegen wir wieder auf die Route 44 ein. Bald treffen wir auf den Lauf der Alten Aare. Der Radweg verläuft lauschig im Dickicht an deren Ufer, und die goldene Herbstsonne blitzt durch's dichte Blätterdach.




Ab Aarberg ist der Streckenverlauf oft schnurgerade. Zuerst geht es auf einer Schotterpiste dem Aare-Hagneck-Kanal entlang, darauf kilometerweit westwärts durchs Grosse Moos. Am Wegrand stehen rote und weisse Kohlköpfe, Rosenkohl, Karotten, Salat und Rote Beete in Reih und Glied.




Vorbei an den Dörfern Siselen und Finsterhennen geht es immer weiter westwärts, und plötzlich erregt ein Baum ungeheuren Ausmasses unsere Aufmerksamkeit. Wovon diese uralte Platane wohl zu berichten wüsste?


Ab Kerzers leiten uns die Routen 94 und 8 heimwärts. Und wir kommen aus dem Stauenen nicht heraus, welche unbekannten Naturschönheiten es so nahe von unserem Zuhause zu entdecken gibt.


Vor Aarberg verläuft die Aare malerisch entlang von steilen Sandsteinfelsen.


Nun verlassen wir die roten Wegweiser und suchen mit müden Beinen den direktesten Weg nach Hause. In Spins eröffnet sich noch einmal der Blick über das Seeland bis hin zum Jura, und wir treffen auf einen Weiler, dessen Namen wir nicht im entferntesten deuten können.



Für heute sind wir genug geradelt - die Route 44 führt allerdings bis nach Lausanne. Die Stadt am Genfersee wäre ein lockendes Ziel für eine weitere Langstrecken-Fahrt.

70.3 km Biketour 21.0 km/h, Puls ca. 120
+/- 500 hm, 18° schön, zügiger O-Wind
Track https://connect.garmin.com/modern/activity/904608426

2 Kommentare:

  1. Liebe Marianne,
    zwei schöne Touren habt ihr da gemacht! Murten ist ja so ein bezauberndes Städtchen. Dort konnten wir mal zuschauen, wie ein Bollywood-Streifen gedreht wurde. Ein indisches Paar tanzte dort mitten in der Altstadt! Sicher war es gerade nun im Frühherbst mit vielen schönen Landschaftsimpressionen verbunden, von denen Du ja wunderbare hier festgehalten hast. Schön, dass Ihr Euch radlerisch so viele schöne Flecken erschließt!
    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Elke
      Bollywood war bestimmt beschaulicher mitzuerleben, als die vorbeiflitzenden Triathleten auf den letzten Metern vor der Wechselzone!
      Abseits von den bekannten Wegen ist die Schweiz wirklich auch ganz schön - man könnte sogar auf die Idee kommen, hier Ferien zu machen ;-)
      Liebe Grüsse
      Marianne

      Löschen