Mein lockeres Training will mir heute nicht gelingen. Bis weit nach Mittag hatte ich gewartet, dass sich der Nebel auflöse. Über sechs Stunden nach dem Frühstück laufe ich hungrig los. Da schleichen immer noch feuchtkalte Nebelfetzen über die Felder.
Nach zehn Minuten habe ich den Eindruck, mich mühsam voranzuschleppen und bin gleichzeitig erstaunt und frustriert darüber, dass ich das Tempo wieder nicht in den Griff kriege?!
Am Waldrand vor dem Weiler Scheunen reisst mich ein lauter Vogelruf aus den Gedanken. Etwa ein Dutzend durchdringende Töne schallen rasch aneinander gereiht durch den Wald. So etwas habe ich noch nie gehört!
Ich kann aber nichts entdecken. Die Stimme ist so eindringlich, dass es sich um ein grosses Tier handeln muss. Ein Greifvogel?
Der eigenartige Ruf ist immer noch zu hören, als ich einen knappen Kilometer später wende! Zurück beim Waldrand unterbreche ich meinen Lauf. Ich möchte zu gern wissen, wer sich da versteckt und pirsche näher zum Baum von dem die Laute kommen - so gut man sich mit einem knallroten Laufshirt anschleichen kann...
Die nackten Äste der grossen Buche scheinen leer. Die Silhouette eines Raubvogels müsste doch leicht zu entdecken sein! Endlich regt sich fast zu oberst am Stamm ein schwarzer Kopf im Takt der lauten Krächzer. Ein Specht?
Ich mache einen Schritt zu viel, dem Vogel wird es zu bunt, er fliegt auf - es scheint nur eine Krähe zu sein - gross und schwarz.
Doch der Schwanz - markant, keilförmig mit starken spitzen Steuerfedern - passt nicht zu einer Krähe...
Ob es ein Schwarzspecht ist? Einen solchen habe ich noch nie gesehen - ob es die hier überhaupt gibt?
Zuhause schaue ich in der Datenbank der Vogelwarte nach. Die Vermutung ist ein Volltreffer. Es war ein Schwarzspecht - 10 Mal seltener als der Buntspecht - nur 3'000 bis 5'000 Paare soll es in der Schweiz geben! Da hab ich offenbar eine "Perle" entdeckt.
12.1 km lockerer Lauf 5:30 Min./km / Puls 136
+/- 105 hm / 5° Nebel, der sich langsam auflöst
Track http://connect.garmin.com/activity/447240006
Hallo Marianne,
AntwortenLöschenja das sind die abwechslungsreichen Begebenheiten in der Natur. Dann hast Du ein Riesenglück gehabt, einen solch seltenen Vogel sehen zu können. Neugierig wäre ich auf alle Fälle auch gewesen ;-)!
Ja das Seeland und der Nebel... Zählt Euer Wohnort eigentlich zu dieser Region? Ich kann mich gut einnern, als mein Mann dort mal ca. 2 Jahre in Brügg wohnte, wie oft man da die Sonne vermissen musste...
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke
LöschenMein Lauf-Revier liegt am nördlichen Rand des Seelandes (ein kleiner Streifen des Kantons Bern zwischen dem Berner Jura samt Biel und dem Berner Mittelland). Obwohl es hier hügelig ist, reichen die Erhebungen bei Nebel oft knapp nicht aus, um die Sonne zu sehen. Meist ist es mir zu mühsam, an den trüben Tagen ins Auto zu steigen, um die Sonne zu suchen.
Die Natur hat ja auch bei schlechtem Wetter immer was zu bieten - vielleicht sogar umso mehr, als dann kaum jemand unterwegs ist?
Wenn mir solch seltene Tiere begegnen, kann ich völlig vergessen, dass ich am Trainieren bin ;-)
Liebe Grüsse
Marianne
Ach ja
AntwortenLöschenes gibt Tage
da geht es einfach nicht
manchmal wird es dann doch noch
manchmal eben gar nicht
wenn man nach Plan läuft
wie du
ist es sicherlich störend
aber dafür hattest du herrliche Abwechslung auf der Pirsch nach dem seltsamen Rufen
ich liebe es auch
wenn ich unterwegs bin
und aus irgendeiner Ecke
tierische Geräusche vernehme
die ich nicht kenne
einfach nur schön in der Natur
das entschädigt dann auch dafür
dass es mal nicht so läuft
wie es laufen sollte
oder ?
Liebe Margitta
LöschenWas wäre das Laufen, wenn es nur aus Plänen, Pulsmessung und
Paces bestehen würde?
Das Spiel mit dem Tempo ist das eine - ich liebe es sehr!
Aber geht es nicht vor allem ums unterwegs Sein in der Natur -
die Verbundenheit mit allem Lebendigen zu spüren
um Wind und Wetter, vom Licht gezauberte Stimmungen?
Ja, es ist einfach nur schön in der Natur!
Liebe Grüsse
Marianne