Sonntag, 30. September 2012

Es weht ein anderer Wind!

Die Wellen, welche nur 30 Meter von unserem Womo-Alkoven-Bett an den Strand schäumen, rollen, platschen und tosen wecken uns sehr früh. Puh, immer noch Scirocco! Doch das Thermometer zeigt "nur" noch 16°? 
Der Himmel ist sternenklar, als wir noch vor der Dämmerung zum 32 Kilometer Longrun aufbrechen. Und die Flaggen des Campingplatzes flattern in Richtung Meer. Toll, der Nordwind Tramontana hat den Scirocco besiegt!!! Verschwunden ist der feuchte Dunst, die Luft ist klar und frisch, der angenehme Wind säuselt sanft im Nadelkleid der Pinien und die Hähne verkünden munter das Anbrechen des neuen Tages. 
Die Beine fühlen sich auf den ersten vier Kilometern zum Pinien-Kap hoch noch müde an. Wir haben uns vorgenommen, gemütlich zu diesem langen Lauf zu starten, und wir lassen uns bezaubern vom märchenhaften Anblick des Vollmondes, der genau über dem höchsten Berg, dem Monte Capanne leuchtet. 
Auf dem Kap angekommen sind wir erstaunt über die Anzeige der Pulsuhren. Trotz des Anstiegs sind wir im Schnitt bereits mit 5:40 Min./km unterwegs und unsere Pulswerte sind erfreulich tief. 
Wie von selbst "rollen" wir vom Capo ai pini runter zu den Gärten und Villen von Norsi und zur Hauptstrasse, welche den Hauptort Portoferraio und Porto Azzurro verbindet. Sonntags herrscht zum Glück kaum Verkehr. So können wir fast ungestört und meistens sogar nebeneinader laufend diese fast schnurgeraden und leicht abfallenden vier Kilometer bewältigen. 
Nicht nur wir scheinen durch den Wind-Umschwung neue Energie gewonnen zu haben. Obwohl es Sonntag und frühmorgens ist, sind die Menschen überall geschäftig. Ein Bauer pflügt seinen Acker, und der Seepolizist befreit die Fenster seines Bootes von den dicken Scirocco-Salzgischt-Krusten.
Bei Sonnenaufgang drehen wir eine Runde um das Hafenbecken von Porto Azzurro und biegen an der mit hohen Dattelpalmen bestandenen Promenade in Richtung der tiefrot schimmernden Berge Monte Castello und Cima del Monte ab. 
Unser Weg führt sanft aufwärts durch ein hübsches kultiviertes Tal mit vielen reich bestellten Terrassengärten. Eine einsame Kuh grast festgebunden an einer langen Kette, und die Wachthunde der Bauernhöfe haben uns längstens bemerkt und tun dies lautstark kund.
Auf der von Pinien und feinblättrigen Robinien gesäumten kurvigen Bergstrasse "klettern" wir 100 Höhenmeter bis fast zur Passhöhe bei San Felo. 5:36 Min./km und 133 Durchschnittspuls ist die Zwischenbilanz beim Wendepunkt.
Rasant schnell fliegen unsere Beine auf dem Rückweg nach Porto Azzurro bergab. Auf zwei Kilometern liegt die Pace gar unter 5:00 Min./km. Im Gegensatz zum Longrun vor eine Woche fühlen wir uns einfach grossartig. 
Trotzdem legen wir nach der zweiten Ehrenrunde um den Hafen in der Beach Bar eine kurze Pause ein, um einen halben Liter eiskaltes Wasser zu stürzen. Im Fernseher läuft die Wetterprognose. Oh nein, der Wind soll schon am Mittag wieder aus Süden wehen! Während wir die letzten 10 Kilometer unter die Füsse nehmen herrscht jedoch noch Windstille. Die Sonne guckt hervor und wir lassen uns nicht stören vom langsam wieder aufziehenden Dunst.
Der steile zwei Kilometer lange Anstieg zum Pinien-Kap schreckt uns heute auch nicht. Und auf dem Weg runter zur Ebene von Lacona rutscht unsere Durchschnitts-Pace gar unter 5:30 Min./km, obwohl wir uns zum etwas lockeren Auslaufen mahnen. Wie schön, dass es diese Woche auch auf dem 102. Wochenkilometer noch so genial gut "läuft". Und hoffentlich ist das leichte Kratzen im Hals, das Andi spürt, nichts Ernstes...

32 km Longrun 5:28 Min./km / Puls 136
+/- 270 m / 16° Nordwind (Tramontana) bis Windstille
Track http://connect.garmin.com/activity/228293203

1 Kommentar:

  1. Hej Hugo,
    Schön konntest du uns dank Blog wenigstens in Gedanken nach San Felo begleiten! Wir haben unterwegs oft von unseren gemeinsamen Elba-Trainings gesprochen und vermissen eure Gesellschaft ;-)
    Liebe Grüsse
    Marianne und Andi

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