Es gibt Zufälle, die keine Zufälle sind! Unser Trainingsplan sah heute ein kurzes 6 Kilometer-Training im geplanten Marathon-Tempo vor. Am Mittag erreichten wir über die Öresund-Brücke Schweden, und am Abend sollte wenige Kilometer weiter in Ystad der Stadtlauf über 6 Kilometer stattfinden. Das Abenteuer in der Heimatstadt von Henning Mankells Romanfigur Kriminalkomissar Kurt Wallander wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Bei herrlichem Sonnenschein sammelte sich am Abend ein kleines Häufchen von knapp 200 Läufern auf einem grossen Rasenplatz bei der Handball-Halle. Zwei Beach-Flags und eine lange, weisse Linie markierten die aussergewöhnlich breite Startlinie, hinter der sich alle Teilnehmer in etwa fünf Reihen aufstellten. Pünktlich um 20:30 Uhr wurden wir mit einem Signalhorn auf die Strecke geschickt.
Auf der Wiese hatten alle genug Platz zum Losrennen, und wir mussten kaum bremsen, als wir auf einen Weg einbogen. Nach der ersten Kurve erreichten wir bereits die erste Sehenswürdigkeit. In der Mariagata liefen wir an Wallanders Wohnadressen vorbei. Reihenhaus Nr. 10 (Buch) und 11C (Film).
Vor uns verfolgte eine Läuferin in Polizeiuniform eine als Sträfling mit Fussfessel verkleidete Kollegin. Angesteckt von dieser Verbrecherjagd waren wir bald schneller als geplant unterwegs.
Die Strecke war mit weissen Pfeilen und Kilometerangaben markiert, welche direkt auf die Strasse oder Kieswege der Parks aufgesprüht worden waren. Es ging kreuz und quer durch die verwinkelte Altstadt mir ihren wunderschönen, an die 300 Jahre alten Fachwerkhäusern und in allen Pastellfarben bemalten, niedrigen Reihenhäusern, neben deren Eingangstüren üppige Rosenstöcke oder die typischen, farbenfrohen Stockmalven blühen. Viele Winkel und Pflasterstein-Gassen machten den Lauf abwechslungsreich. Wir liefen so locker, dass wir uns dabei gut unterhalten konnten und doch so schnell, dass wir in einem idyllischen Park mit plätscherndem Bächlein eine Haarnadelkurve kaum erwischten.
Immer wieder machten wir einander auf Schauplätze aus den Wallander Filmen aufmerksam. Die spezielle Sightseeingtour führte unter anderem vorbei am Theater ("Die Cellistin"), dem Hotel Continental ("Mittsommermord") und Fridolfs Conditorei, Wallanders Lieblingscafé. In den Filmen wird Ystad oft düster, neblig oder gespenstisch dargestellt. Während des Laufes verzauberte jedoch rosa Abendlicht die Stadt mit ihren bunten Häusern und deren blumen- und kerzengeschmückten Fenstern.
Und die Stadt pulsierte vor Leben, da gleichzeitig das Stadtfest stattfand. Die Zielgerade führte die Hauptgasse der Altstadt hinan. "Endspurt?", fragte Andi übermütig, und so beschleunigten wir, als wir dem Stortorget, dem Hauptplatz, auf welchem ebenfalls oft Filmszenen gedreht werden, und dem Ziel entgegen rannten.
Im Gegensatz zur Startlinie war die Zielgerade ganz schmal. Wir mussten im Gänsemarsch einlaufen, denn die Zeiten wurden handgestoppt. Jemand diktierte die Startnummern einem weiteren Helfer, und zum Schluss wurden abreissbare Abschnitte von den Startnummern der Reihe nach gesammelt.
Rang und Zeit interessierten uns diesmal jedoch nicht. Lieber liessen wir eine Weile das Gewusel auf dem Hauptplatz auf uns wirken. Und wir nutzen die Gelegenheit mit einer Läuferin aus Ystad zu plaudern. Sie erzählte uns, dass Dreharbeiten und Filmteams Alltag seien für die Einwohner Ystads, und dass immer etwas los sei. Sogar an in die Luft fliegende Autos hätte man sich hier gewöhnt.
6.0 km Wallanderloppet 4:33 Min/km / Puls 151 /
+/- 20 Höhenmeter / 19°
Track http://connect.garmin.com/activity/198033352
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen