Sonntag, 18. Mai 2014

32 km Longrun auf der Nacht-Marathon-Strecke

"Oh je, ist das weit!", sagen wir wie aus einem Mund, als wir uns auf der Fahrt von Balm bei Messen nach Port langsam dem Startpunkt unseres Longruns nähern. Am 32 Kilometer entfernten Ziel hatten wir zuvor mein Auto abgestellt. Das Vorhaben auf der Nacht-Marathon Strecke der Bieler Lauftage den ersten langen Longrun seit mehr als sechs Monaten zurückzulegen, scheint mir heute wie ein unüberwindbarer Berg. Die "Berge" machen mir am meisten Sorgen.



In Port geht es sogleich zur Sache. Die Rampe nach Bellmund hoch bietet 100 Höhenmeter am Stück. Diese lassen sich jedoch erstaunlich locker bewältigen, und nach etwa zehn Minuten bietet sich eine wunderbare Aussicht hinunter nach Biel.



Mit Blick auf die Alpen rollen wir möglichst entspannt und doch rasant durch das malerische Dörfchen Jens dem "Gemüseland" entgegen. 



Trotz mitgeführter Streckenkarte und auf's Handy geladenem Garmin-Kurs meiner letztjährigen Nacht-Marathon-Teilnahme verfransen wir uns auf dem flachen Wegnetz zwischen den Gemüsefeldern. Ein landender Heissluftballon sorgt für Ablenkung, und wir gelangen viel zu früh auf die Strasse, die nach Kappelen führt.

Auf der flachen Strasse nach Aarberg finden wir endlich einen regelmässigen Rhythmus. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, der Wind ist fast gänzlich eingeschlafen. Nachdem uns die massive Holzbrücke aus dem Jahre 1568 ins Städtchen mit dem mittelalterlich geprägten Stadtbild geleitet hat, haben wir das erste Drittel geschafft und müssen unsere Trinkflaschen bereits neu auffüllen.







Schnell sind wir wieder zurück in der Natur. Am Rand von Schrebergärten blühen Lilien, Lupinen und Akelei in allen Farben. Ein grüner Wald-Tunnel umfängt uns, und er bietet überraschend Ausblick auf ein "Ried". Wir können es nicht lassen, schnell auf den Vogelbeobachtungs-Turm zu klettern - hier ist also die Erklärung für das nächtliche Frosch-Konzert beim letztjährigen Nacht-Marathon!




Nach 15 Kilometern zieht es uns in Lyss erneut zu einem Brunnen. Mit vollen Trinkflaschen und nassen Schirmmützen starten wir zur nächsten "Kletter-Partie". 



Die nächsten 100 Höhenmeter warten. Bis zu den Schrebergärten hoch über Lyss komme ich mit dem Anstieg halbwegs zurecht. 



Andi liebt Hügel, für ihn ist nicht mal die steile Rampe nach Weingarten hinan ein Problem. Mein Körper sucht hier aber definitiv nach nicht vorhandenen Kraft-Reserven!



Einen Graben gilt es bis Ammerzwil noch zu durchqueren, dann folgt ein lockerer Kilometer nach Grossaffoltern hinunter. Bei der Kirche haben wir heute nach genau zwei Stunden die 21.1 Kilometer geschafft, machen Halt an einem weiteren Brunnen und schauen uns die Storchen-Horste genauer an. In den meisten regt sich junges Leben, doch offenbar hat mindestens ein graues, flaumiges Küken die heftigen, eiskalten Gewitterschauer der letzten Woche nicht überlebt. So erbarmungslos ist die Natur manchmal ...




Unser Weg führt uns vorbei an einem Meer von blau blühendem Wiesensalbei und Wiesen voller Margriten. Erste Mohnblumen haben ihre seidenpapierdünnen roten Blütenblätter geöffnet.




Dieser erste Sommertag bringt unsere Körper zwar zum Glühen, und die Temperatur von an die 20 Grad im Schatten treibt den Puls in die Höhe. Die Schönheit dieses Morgens lässt aber alle Mühen vergessen. Und wir haben das letzte Tal erreicht!




Im Limpachtal könnte man mit einem Fuss im Kanton Bern und mit dem anderen im Kanton Solothurn laufen.



Wenn wir auch die gröbsten Steigungen hinter uns haben, bleibt die "Wellblech"-Piste dem Buecheggberg entlang anspruchsvoll. Der Brunnen unter der Linde vor Balm ist ein Segen. Nach der Abkühlung wächst mit jedem Schritt die Gewissheit, dass die 32 Kilometer heute zu schaffen sind, und bald kommt Oberbalm in Sicht.




Wir gönnen uns eine wohlverdiente Stärkung, lassen das friedliche Tal auf uns wirken, schauen den Kühen beim Grasen zu, und sind rundum zufrieden mit der Welt und unserem Lauf.



32.2 km hügeliger Longrun 5:39 Min./km / Puls 142
+/- 260 hm / 19° sehr schön, leichter O Wind

Track http://connect.garmin.com/activity/501723107

4 Kommentare:

  1. Wow, wie atemberaubend schön es dort ist wo ihr wart! Da wäre ich gerne mitgelaufen :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Markus
      Als angehender Ultra-Läufer bist du auf dem besten Weg, dich auf den Weg nach Biel zu machen. Irgendwann stehst du dort auch am Start und wirst den Zauber der Landschaft in der Nacht entdecken ;-)
      Viel Erfolg bei deinem ersten 6 Stunden Lauf!
      Liebe Grüsse
      Marianne

      Löschen
  2. Hallo Marianne,
    was für ein schöner Lauf! Ich kenne ja die Gegend und erinnere mich gut. Vor allem Aarberg mit der schönen Brücke und dem so malerischen Marktplatz - seufz!
    Eine prima Idee, auf diese Weise ein Stück des Bieler Laufs zu genießen!
    Und das Wetter war Euch ja so hold (um nicht zu sagen über-hold) wie uns hier!
    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Elke
      Nun war ich schon zum dritten Mal zwischen Port und Oberramsern unterwegs, und es gefällt mir jedes Mal besser!
      Über die Holzbrücke ins Städtchen von Aarberg einzutauchen ist bei Tag und Nacht wunderbar, doch diese Passage ist auch ganz schnell wieder vorbei.
      Gestern waren es die Sommervegetation, das duftende Heu und die Wiesen voller Blumen, die uns am meisten begeistert haben. Ja, solch strahlendes Wetter, ein wolkenlos stahlblauer Himmel, ein leises Lüftchen - schöner kann ein Mai-Morgen nicht sein!
      Laufend erlebt ist die Welt doch gleich doppelt so schön!
      Liebe Grüsse
      Marianne

      Löschen